Die Risse im Gemäuer wurden provisorisch ausgebessert. Vollends saniert werden sollen sie und die restliche Kirche eher nach dem Jubiläumsjahr im Flecken. Foto: /the
Die evangelische Kirche in Dagersheim muss saniert werden. Es gibt zahlreiche Risse, auch einige Balken sind verfault. Dennoch sollen mögliche Arbeiten erst frühestens 2026 beginnen.
Risse ziehen sich durch die evangelische Kirche in der Ortsmitte von Dagersheim. Sie zeigen sich sowohl im steinernen Boden vor dem Altar als auch im Bogen über dem Altar zwischen dem Chorraum und dem Kirchenschiff. Auch im Treppenhaus sind sie zu sehen. Dass die denkmalgeschützte Kirche in dem Böblinger Teilort saniert werden muss, ist schon länger klar, sagt der Pfarrer Gerhard Steinbach. „Als ich kam, war es recht schnell so, dass da Putz auf dem Boden lag“, sagt er – seit Juli des Jahres 2023 ist Steinbach im Amt. Einsturzgefährdet sei die Kirche zwar nicht, betont er. Dennoch müsse etwas getan werden.
Derzeit trifft er sich mit verschiedenen Architekten, um die passende Firma zu finden. Doch so schnell die Planungen auch voranschreiten, ein wenig Zeit will man sich mit der Sanierung noch lassen. „Wir wollen 2025 im Jubiläumsjahr kein Gerüst stehen haben“, sagt Steinbach. Im kommenden Jahr jährt sich nämlich zum 950. Mal die erste urkundliche Erwähnung Dagersheims. Dieses Jubiläum wird das gesamte Jahr über mit zahlreichen Aktionen und Festen gefeiert. Dafür soll sich auch die Kirche äußerlich von ihrer besten Seite zeigen.
Theorie: Kirche wandert
Die Experten haben auch bereits Ideen, woher die Schäden rühren: Die Risse, die sich im Chorraum und an anderen Stellen im Gebäude aufgetan haben, könnten daher kommen, dass die Kirche durch ihre Nähe zum Fluss Schwippe „wandert“. Die Kirche werde somit auseinandergedrückt. Das sei jedenfalls eine der Theorien, die ein Architekt aufgestellt habe, sagt Steinbach. Ob das stimmt, ist noch nicht bestätigt.
Im Giebel ist ein kleiner Bereich abgesperrt. Foto: Böblingen/the
Woher auch immer die Risse stammen, zumindest provisorisch sind die größten bereits abgedichtet worden. Das machte man nicht aus statischen, sondern eher aus kosmetischen Zwecken: „Die Kirche wird nicht zusammenfallen, aber wir sollten auch keine zehn Jahre mehr warten“, sagt der Pfarrer.
Statik eingeschränkt
Auch im Zwischen- und im Dachgeschoss der Kirche müsse etwas getan werden, denn hier gebe es durchaus statische Probleme. „Eine Dachseite muss neu gemacht werden“, sagt Steinbach. Eine Statikerin habe darauf hingewiesen, dass einige der Holzbalken, die die Zwischendecke tragen, verfault seien. „Die Statik ist dafür nicht ausgelegt“, sagt Steinbach.
Die evangelische Kirche in Dagersheim wurde 1491 im spätgotischen Stil erbaut, hat sich seitdem aber verändert und wurde erweitert sowie umgebaut. Der Kirchturm wird älter geschätzt. Er soll aus dem späten Mittelalter stammen und als Wehrturm gedacht gewesen sein. Wem die Kirche geweiht sei, sagt Steinbach, sei nicht klar. Die Schlusssteine im Chorraum zeigen sechs verschiedene Heilige, darunter die Himmelskönigin Maria, der Heilige Nikolaus und Fridolin von Säckingen. Einige Elemente, so Steinbach, stammen noch aus der Zeit der Gründung, darunter ein Fenster in der Nordseite des Schiffs.
Verschiedene Heilige
Von der Galerie aus sieht man die Risse im Bogen. Foto: Böblingen/the
Das Chorgestühl, das auf der Empore hinter dem Altar steht, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Reiche Dagersheimer hatten es damals gestiftet – beispielsweise für hohen Besuch aus Tübingen. Ein Teil davon ist noch erhalten. Das Kreuz, das hinter dem Altar von 1964 stammt, wird im Barock verortet. Das unterstützt auch die Widmungstafel.
Noch keine Zahlen für Sanierung
In gutem Zustand ist die Galerie mit der von Carl Gottlob Weigle erbauten Orgel von 1858. Sie gilt als älteste spielbare Orgel im Kreis. Sie wurde 2017 restauriert.
Wie viel Geld für die Sanierung der Dagersheimer Kirche ausgegeben werden muss, kann noch nicht beziffert werden. Dafür seien die Planungen nicht weit genug vorangeschritten. Im Jubiläumsjahr jedenfalls will sich Steinbach zunächst um die Angebote kümmern, die die Kirche besonders für Jüngere hat. Eines davon ist schon am kommenden Montag, 11. November, geplant: das ökumenische Laternenfest, bei dem um 17.45 Uhr Kinder und Erwachsene von der Kita Ostelsheimer Straße zum Dorfplatz ziehen und dort gemeinsam Lieder singen.