Beim Lokal mit Feinkosthandel ist beste Qualität ein Muss. Hier ist auch die Zubereitung perfekt, die Karte vielseitig.

Stuttgart - Die Brüder Michele und Antonio Di Gennaro haben den Stuttgartern 1969 die italienische Feinkost gebracht. Jetzt haben sie ihr Restaurant direkt hinter dem legendären Delikatessenladen in der Kronprinzstraße auf den neusten Stand gebracht. Unter "Milano-Ambiente" verstehen sie einen offenen, hellen Raum, möbliert mit schlichten, dunklen Stühlen an variablen Tischen. Blickpunkt ist die einladende Bar und natürlich die wandfüllende ferrarirote Bank. Für den Auftritt der Mailänder Models. Oder der Stuttgarter Italienfans.

 

"Wir wollen nicht mehr so steif sein, aber die alte Qualität bieten", sagt der neue Restaurantleiter Maurizio Olivieri. Der einst stadtbekannte Promiwirt (in seinem Come Prima verkehrte gern der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger) hatte aus finanziellen Gründen eine spontane "Auszeit" auf Mallorca genommen. Jetzt ist er zurück, grauer ist er geworden, seinen lässigen Charme hat er behalten.

Am frühen Abend ist nicht allzu viel los. Wir suchen uns selbst einen Platz aus, der Kellner ist beschäftigt. Freundlich bringt er uns die Karten, und freundlich erklärt er uns kurz darauf, er wisse nicht, wie der Chardonnay aus Sizilien schmecke: "Ich durfte ihn noch nicht probieren." Wir entscheiden uns lieber für den Lugana vom Gardasee, ein unkomplizierter Essensbegleiter (24 Euro). Zur Einstimmung gibt es ein Teller mit ein paar Scheibchen San Daniele- und Parmaschinken, dazu bestes Öl und Pfeffer. Einfach und wunderbar.

Zwei Welten bei den Vorspeisen

Die Karte gefällt uns, weil sie so vielseitig ist. Sie beginnt mit Häppchen, die auf italienisch "Stuzzichini" heißen. Etwa die Bruschette, geröstete Brotscheiben, entweder belegt mit zarten Artischocken im Schinkenmantel oder mit knackigem Gemüse (sechs Euro). Bei den Vorspeisen tun sich zwei Welten auf: hier die Klassiker wie Tomate-Mozzarella, da Ausflüge in die Haute Cuisine. Will Küchenchef Giuseppe Esposito an den Vorgänger Konrad Sluga erinnern? Wir verzichten auf Foie gras, Hummer und Austern zugunsten des gratinierten grünen Spargel mit drei wachsweichen Wachteleiern (13,50 Euro). Prima.

Bei der Pasta dominiert das Bodenständige: Bandnudeln alla Bolognese oder Ravioli an Salbeibutter. Die Linguine sind fast schon zum Sattessen, das Pesto nicht zu aufdringlich, die drei Garnelen obenauf superfrisch (14 Euro). Auch der norwegische Heilbutt ist ein Prachtstück. Das glänzend weiße Fleisch lässt sich mit der Gabel zerteilen, dazu Flusskrebse, eine tomatige Noilly-Prat-Soße und Gemüse - ein Traum von Sonne und Meer (25 Euro). Die gefüllte Kaninchenkeule mit umbrischer Trüffelcreme und Bauchspeck gefüllt auf Linsenbett passt eher ins Hinterland, ins Piemont zum Beispiel (21 Euro). "Etwas mächtig" antworten wir dem Kellner auf die Frage. "Na prima", sagt er flapsig. "Dann wissen Sie ja nächstes Mal Bescheid."

Die Bewertung

Küche: ***

Service: ***

Ambiente: ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Ristorante Di Gennaro, Kronprinzstraße 11, 70173 Stuttgart, Telefon 2229603. Sonntag Ruhetag, Dienstag bis Samstag 11 bis 23 Uhr, warme Küche bis 14.30 und 18 bis 22.30 Uhr.

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