Ritter Sport arbeitet schon seit vielen Jahren mit Kleinbauern in Nicaragua zusammen. Nun gehen Sie noch einen Schritt weiter und bauen ihren Kakao auf einer eigenen Großplantage in dem zentralamerikanischen Land an. Was hat sie dazu bewogen?
„El Cacao“ ist für uns ein Langzeit-Investment, das wir aus drei Gründen eingegangen sind. Erstens: Nachhaltigkeit. Wir beziehen bereits mehr als die Hälfte unseres Kakaos aus nachhaltigem Anbau, spätestens 2020 werden es 100 Prozent sein. Wir wollen zeigen, dass man eine Plantage unter wirklich humanen und guten Arbeitsbedingungen betreiben kann. Davon können sich Besucher auch selbst überzeugen. Wir sind da ganz transparent. Der zweite Grund ist die Qualität des Kakaos. Wir haben den ganzen Produktionsprozess unter Kontrolle und sind überzeugt, eine Qualitätserhöhung zu erreichen. Drittens wollen wir unabhängiger werden von den durch Spekulanten getriebenen und stark schwankenden Kakaopreisen an den Rohstoffbörsen.
Ist das ein Weg, den auch andere Wettbewerber gehen?
Ich glaube, es ist ein spezieller Ritter-Weg. Als Familienunternehmen setzen wir damit auf Investitionen, die sich vielleicht erst in zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren rechnen. Das ist sicher nichts, womit man die Anteilseigner in einer Aktiengesellschaft glücklich machen würde.
Ist es schwer, ein Kakaobauer zu sein?
Wir haben damit gerechnet, dass wir Lehrgeld zahlen müssen. Und es gab wirklich viele Probleme. Vor allem El Niño und La Niña (besonders warme beziehungsweise kalte Meeresströmungen im Pazifik, Anm. d. Red.) haben uns mindestens ein Jahr im Zeitplan zurückgeworfen. Wir haben Hunderttausende kleine Bäume zu Beginn der Regenzeit gepflanzt, dann aber bis zu 40 Prozent davon wieder verloren, weil der Regen anderthalb Jahre lang ausgeblieben ist. Ältere Menschen im Land können sich nicht an so lange Trockenphasen erinnern. Auf der anderen Seite haben schwere Überschwemmungen die Straßen zerstört, die wir gebaut hatten. Die Effekte des Klimawandels sind am Äquator schon deutlich stärker zu spüren als hierzulande.
Wie weit sind Sie trotz der Schwierigkeiten?
Wir werden in diesem Jahr die erste Ernte einfahren und zwar von den ersten Pflanzen, die wir vor vier bis fünf Jahren gesät haben. Die Ernte wird allerdings noch sehr klein sein. Wir testen damit vor allem, ob der Kakao so gut geworden ist wie erhofft. In etwa vier Jahren wollen wir die erste Vollernte einfahren. Das wären etwa 30 Prozent unseres gesamten Bedarfs.
Wie sehen Ihre kurzfristigeren Prognosen aus und wie laufen die Geschäfte aktuell?
Wir sind beim Absatz momentan ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Für das Gesamtjahr haben wir uns allerdings höhere Ziele gesetzt. Üblicherweise machen wir unser Hauptgeschäft im Herbst und in der Zeit vor Weihnachten. Daher sind wir zuversichtlich, um vier bis fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen zu können.
Ihr Umsatz hat sich in den vergangenen zehn Jahren in etwa verdoppelt. Täglich verlassen drei Millionen Tafeln Ihr Werk in Waldenbuch. Stoßen Sie nicht irgendwann an eine Kapazitätsgrenze?
Wir haben für diesen Fall vorgesorgt und vor vier Jahren ein neues Grundstück am Standort erworben. Dort können wir mit einer Vorlaufzeit von ein bis zwei Jahren eine weitere Fabrik bauen. Die Pläne liegen bereits in der Schublade.