Ritterstraße wird zur Fußgängerzone Stadt möchte ein „Viertel mit Charme“ schaffen

Die Ritterstraße in Esslingen wird zur Fußgängerzone: Im Einfahrtsbereich auf der Höhe des Technischen Rathauses werden dafür bereits Sicherheitspoller zum Terrorschutz installiert. Foto: Roberto Bulgrin

Neues von der Ritterstraße. Die Umwandlung in eine Fußgängerzone hatte Einzelhändler so verärgert, dass sie einen Protestbrief an OB Jürgen Zieger geschrieben haben. Doch nun redet die Stadt. Sie verweist auf eine lange Planungsphase und einen veränderten Zeitplan.

Esslingen - Die Ritterstraße bleibt hart umkämpft. City Initiative und andere Esslinger Einzelhändler hatten sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jürgen Zieger und Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht über den Zeitplan, die mangelnde Kommunikation, die sparsame Neugestaltung und die Installation von Sicherheitspollern bei der Umwandlung in eine Fußgängerzone beschwert. Jetzt spricht die Stadt. Ihr Pressereferat verweist nach Rücksprache mit den Fachämtern auf eine lange Vorlaufzeit, auf Mitbestimmungsmöglichkeiten, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und einen veränderten Zeitplan.

 

Stadt hofft auf Gewöhnungseffekt

Neues von der Ritterstraße auf ihrem dornigen Weg hin zur Umwandlung in eine Fußgängerzone. Die Stadt setzt auf den Gewöhnungseffekt: „Die Verwaltung ist zuversichtlich, dass nach ein paar Wochen der Umgewöhnung und Umstellung der Fahrrouten, die meisten Bewohner und Gewerbetreibenden mit der neuen Situation leben können.“ Letztlich werde auch der Handel vom Flair der Fußgängerzone profitieren, ist sich OB Jürgen Zieger sicher. Und in einer Medieninfo werden Klagen der Händler über eine mangelnde Kommunikation zurückgewiesen: „Die Einrichtung der Fußgängerzone erfolgte in enger Abstimmung mit dem Citymanagement, der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH, dem Bürgerausschuss Innenstadt, dem Arbeitskreis Altstadt und der Bürgerschaft“, heißt es. Ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsverfahren sei durchgeführt, Vorschläge wie einheitliche Lieferzeiten oder Fahrradstellplätze in die Planung miteinbezogen worden. Die Stadtverwaltung weise seit über einem Jahr auf die Fußgängerzone Ritterstraße hin und habe zuletzt alle Betroffenen in einem Brief informiert. Außerdem seien Parkverbote nichts Neues: Kunden und Patienten dürften seit 2017 zwar zu jeder Zeit in die Straße einfahren, aber nicht mehr dort parken: „In der Ritterstraße gibt es seit 2017 keine öffentlichen Parkplätze mehr.“

Ein weicher Übergang zur Fußgängerzone

Pressesprecher Roland Karpentier hebt nach Rücksprache mit Ordnungs- und Stadtplanungsamt sowie Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht zudem den veränderten Zeitplan hervor. Von einem „weichen, einem schrittweisen Übergang“ ist die Rede. DieSicherheitspoller, ebenfalls von den Händlern beanstandet, werden seinen Angaben zu Folge zunächst nicht hochgefahren, da noch Zugriffsrechte geklärt werden müssen und das Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigt werden soll. Nötig seien die Poller als Terrorschutz und zur Bewahrung vor Anschlägen während der Veranstaltungen. Erst im Januar werde der Ordnungsdienst die Verkehrsteilnehmer vor Ort auf die neue Fußgängerzone hinweisen, bevor wohl im Frühjahr die Einfahrt durch die Poller geregelt wird. Die Umwandlung in eine Fußgängerzone erfolgt laut Stadtverwaltung zunächst probeweise in einem Modellversuch. Im Herbst werde eine Verkehrszählung durchgeführt, voraussichtlich Ende 2021 soll der Mobilitätsausschuss des Gemeinderates dann über das weitere Vorgehen entscheiden: „Nur wenn der erhoffte Effekt auch wirklich eintritt und die östliche Altstadt tatsächlich davon profitiert, bleibt die Fußgängerzone bestehen.“

Gegen Parksuchverkehr, für mehr Attraktivität

Als Gründe für die neue Fußgängerzone führt die Stadtverwaltung die bekannten Argumente ins Feld: Über die Ritterstraße gelangten bisher Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz in die Altstadtgassen, was die Aufenthaltsqualität dort mindere. Durch die Fußgängerzone sollen der Parksuchverkehr und die Verkehrsbelastung in der östlichen City verringert und die Ritterstraße attraktiver gemacht werden. Eine aufwendige Umgestaltung lasse die Haushaltslage nicht zu. Doch Sitzgelegenheiten und eine Außenbewirtung sollen für mehr Flair sorgen, Märkte, Ausstellungen und Vorführungen mehr Besucher in die City locken. Der Charme des Viertels soll so zur Geltung gebracht werden.

Interessierte können sich einbringen

Interessierte können sich in die Neugestaltung der Ritterstraße einbringen. In dem neu gegründeten Arbeitskreis, so die Stadt, bestehend aus Vertreter der Verwaltung, aber auch verschiedener Institutionen werden die Vorschläge beraten und möglicherweise umgesetzt. Mehr Infos unter https://www.esslingen.de/start/es_themen/oestliche+altstadt.html?contrast=WB .

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