Robbie Williams, der Mann, der mal der größte Entertainer der Welt war, tourt wieder durch Deutschland. Wie war sein erstes von zwei Konzerten in der Berliner Mercedes-Benz-Arena, und welche Songs hat er gespielt?

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Der ergraute Partylöwe sitzt im Bademantel auf der Bühne. Er sieht aus wie ein Boxer, der gerade wieder einmal einen Kampf überstanden hat, bei dem er kurz zu Boden gegangen, dann aber mit einem Aufwärtshaken doch noch zurückgekommen ist. Er erinnert aber auch ein bisschen an Udo Jürgens, der einst auch immer die letzte Zugabe seiner Shows im Bademantel gab.

 

„Angels“ im Finale

Es ist kurz vor 23 Uhr, als Robbie Williams am Montag in der Berliner Mercedes-Benz-Arena vorne auf dem ins Publikum führenden Steg steht und davon erzählt, dass er sich fragt, ob ein Engel über sein Schicksal verhandelt. Mit „Angels“, seinem größten Hit, beendet Williams den Auftritt und wird ausgiebig vom Publikum gefeiert – auch mit einem vom Hallenchor ganz ohne Band vorgetragenem Medley einiger der schönsten Robbie-Williams-Hits. Und – auch das wird an diesem Abend deutlich – davon gibt es ziemlich viele. Der Mann, der einmal der größte Entertainer der Welt war, ist zurück.

Der Stuttgart-Moment

Wer Robbie Williams sagt, muss auch Stuttgart sagen. Auch an diesem Abend in Berlin. Denn das Stehaufmännchen des Pop, als das sich der Mann, der 1974 im britischen Stoke-on-Trent geboren wurde, hier inszeniert, hatte im Jahr 2002 in der Schleyerhalle seinen ersten großen Moment. Damals hatte ein verwirrter Fan Williams von der Bühne gestoßen. Der Robbie Williams, den man bis dahin kannte, hätte wütend den Saal verlassen und das Konzert einfach abgebrochen. Doch tatsächlich stand er schwer mitgenommen wieder auf, kletterte zurück auf die Bühne und sagte: „Wir lassen uns doch nicht von so jemand den Spaß verderben!“ Das war der Augenblick, in dem der neue, unkaputtbare Robbie Williams geboren wurde, der bereit war, sein altes, egozentrisches, von Sex, Drogen und Partys geprägtes Leben hinter sich zu lassen, um der größte Entertainer der Welt zu werden.

Von „Strong“ über „Feel“ bis „Let Me Entertain You“

Beim ersten der beiden Berlin-Konzerte am Montagabend spielt sich das Vorgängermodell von Harry Styles – zunächst bekleidet in einem ärmellosen goldenen Glitzerdress – kreuz und quer durch seine Hits: von „Let Me Entertain You“ über „Feel“ , „Strong“, „Come Undone“ oder „Rock DJ“ bis „She’s the One“. Vor allem nutzt er aber die Show, um aus seinem bewegten Leben zu erzählen – von den Drogen, vom Sex („Erinnert ihr euch noch an die 90er, als ich versucht habe, jeden Einzelnen von euch zu lieben?“) und von den Abstürzen, aber auch davon, wie er sich immer wieder aufgerappelt hat. Jetzt inszeniert sich der 49-Jährige als geläuterter Ehemann und Vater von vier Kindern.

Eine Show, die nach Las Vegas riecht

Diese große Robbie-Williams-Show riecht nach Las Vegas, ist ein Spektakel mit spektakulären Lichteffekten und überdrehten Tanzeinlagen, großen Posen und viel Selbstironie: „Wenn ich heute etwas schlapp wirke, liegt das nicht an meinem Alter, sondern an Long Covid“, behauptet er. Und zu jedem Song hat Williams eine Geschichte zu erzählen. Da kann es um den nackten Hintern des damals erst 16-Jährigen im allerersten Take-That-Video gehen oder darum, wie ihm Geri Halliwell von den Spice Girls geholfen hat, ein neuer Mensch zu werden, und wie ihm seine Fans immer wieder das Leben gerettet haben. Und so wird es, bevor mit „Angels“ die Show zu Ende geht, einen Moment lang ganz still, bis er auf Deutsch ruft: „Ik liebe euch!“

Setlist vom Robbie-Williams-Konzert in Berlin

1. Hey Wow Yeah Yeah

2. Let Me Entertain You

3. Land of 1000 Dances

4. Monsoon

5. Strong

6. Come Undone

7. Do What U Like

8. Could It Be Magic

9. Don’t Look Back in Anger

10. The Flood

11. Love of My Life

12. Eternity

13. Candy

14. Feel

15. Kids

16. Rock DJ

Zugaben

17. No Regrets

18. She’s the One

19. Angels