Robert B. Parker hat mit seiner „Wildnis“ einen Männerkrimi geschrieben. Den Vergleich mit Autoren wie Ross Thomas und Richard Stark muss er damit aber scheuen.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Der Schriftsteller Aaron Newman beobachtet beim Joggen, wie eine Frau erschossen wird. Bei der Polizei kann er den Täter, einen stadtbekannten Psychopathen, sogar identifizieren. Doch noch ehe Newman an diesem Abend nach Hause kommt, hat der Mörder mit dem originellen Namen Adolph Karl schon Druck gegen den Zeugen aufgebaut: Newmans Frau Janet liegt nackt und gefesselt auf dem Bett – das Werk von Dolphs Spießgesellen.

 

Aaron Newman zieht seine Aussage zurück, findet aber keine Ruhe. Zusammen mit seinem Freund Chris Hood, einem Korea-Veteranen, schmiedet er Pläne, wie Karl und seine Kumpane kalt zu machen seien; mit von der Partie ist Janet. In den unberührten Weiten Neuenglands kommt es zum blutigen Showdown.

Ein Stadtmensch überlebt den Wald

Das alles schildert der Krimiautor Robert B. Parker (bloß nicht zu verwechseln mit Parker, dem vornamenlosen Helden von Richard Stark!) in seiner „Wildnis“ etwas arg lapidar. So nach dem Motto: …und dann besinnt er sich, und dann kauft er sich ein Scharfschützengewehr, und dann bringt er seiner Frau das Schießen bei, und dann überlebt er, der outdoor-ferne Stadtmensch, im feindlichen Wald.

Die Frage nach dem blitzeschnellen Maulwurf bei der Polizei interessiert Parker nicht, statt dessen profiliert er sich im Fitness-Sprech (da schwillt der Trapezius, da erstarken in der Not die Bizepse und Trizepse), da wird das blutige Abenteuer unversehens zur Ehetherapie für den Waschlappen Aaron und die meckerliesige Janet, da gerät der Ausflug in die Natur zur kleinen Volkshochschulstunde über Flora und Fauna.

Flinten, Büchsen, Schlampereien

Zur insgesamt lieblosen und unglaubwürdigen Konstruktion gesellt sich eine Übersetzung, die Büchsen zu Flinten und Flinten zu Büchsen macht, mit verkehrten Kaliberangaben und sonstigen Fachbegriffen glänzt und dann auch noch kleine Satzfehler aufweist.

Fazit: im direkten Männerkrimi-Vergleich mit Alters- und Berufsgenossen wie Ross Thomas und Richard Stark (alias Donald E. Westlake) bleibt Parker nur ein dritter Platz. Und zwar weit abgeschlagen.

Robert B. Parker: Wildnis. (Im Original: Wilderness). Aus dem Englischen von Ute Tanner. Pendragon, Bielefeld 2012. 288 Seiten, TB, 10,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich, 8,99 Euro.