Im Robert-Bosch-Krankenhaus dürfen werdende Väter unter sich bleiben – und ungezwungen Fragen rund um die Schwangerschaft und die Geburt stellen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der DFB dürfte den meisten Männern ein Begriff sein, ebenso der ADAC. Der eine ermittelt den deutschen Fußballmeister, der andere macht die schwächelnde Karre wieder flott. Aber was bitte schön ist eine PDA, und welchem Zweck dient ein CTG? Amtierende Väter werden wissend mit dem Kopf nicken, bei werdenden Papas tut sich eventuell eine Wissenslücke auf, die von den dazugehörigen künftigen Müttern als Ignoranz ausgelegt werden könnte. Ausgesprochen schlecht in der ohnehin von Stimmungsschwankungen nicht immer ganz freien Zeit der Schwangerschaft.

 

Der Chef will keine billige PR machen

Abhilfe verspricht das Robert-Bosch-Krankenhaus mit einem ungewöhnlichen Angebot. In regelmäßigen Abständen bittet der Chef der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Sauer, Geschlechtsgenossen zur zwanglosen Fragestunde. „Das ist keine billige PR fürs Robert-Bosch-Krankenhaus. Dafür sind Sie viel zu wenige“, sagt Sauer mit Blick auf die gerade einmal 15 Männer, die sich an diesem Abend vor ihm versammelt haben.

Im Jahr 2013 kamen hoch über dem Pragsattel 1823 Neu-Stuttgarterinnen und--Stuttgarter auf die Welt. Da gibt es im Vorfeld Klärungsbedarf. „Werdende Väter haben oftmals ganz andere Fragen an die Ärzte und Hebammen als die Schwangeren. In vielen Fällen scheuen sie sich sogar, diese Fragen im Beisein ihrer Partnerin zu stellen“, heißt es in der Einladung.

Die Geburt entmystifizieren

Aber auch ohne ihre Frauen fremdeln die Vertreter des starken Geschlecht zunächst. Es ist ein bisschen wie in der Schule: Die erste Reihe bleibt frei, und jeder scheint bemüht, den maximalen Abstand zum Sitznachbar zu wahren. Daran ändert sich nichts, bis das Grüppchen zum Vor-Ort-Termin im Kreißsaal aufbricht. Doch die Distanz zum Vortragenden, selbst dreifacher Vater, schmilzt mit jeder Minute der Veranstaltung. Sauer trifft den richtigen Ton. Vor allem geht es ihm darum, die Geburt zu entmystifizieren. „Die Geburt wird hochstilisiert, das Ganze mit falschen Vorstellungen überladen.“ Vergleichbar sei das in etwa mit der Silvesterparty, auf die ein Vierteljahr im Voraus hingefiebert wird und die wegen der Erwartungen fast zwangsläufig floppen müsse.

Es ist nicht das einzige einprägsame Bild des Abends. Auf die Frage, welcher Zeitpunkt sich denn für eine Untersuchung zur Geschlechtsbestimmung des Nachwuchses anbietet, verliert Sauer kurz das Alter seiner Zuhörer aus dem Blick. „In der 22. Schwangerschaftswoche lässt sich das gut bestimmen. Da ist Ihr Kind so groß wie ein Monchhichi.“ Doch die meisten Zuhörer Väter dürften selbst erst zur Welt gekommen sein, als die braun befellten Scheußlichkeiten schon wieder aus den Kinderzimmern verschwunden waren.

Ganz wichtig: Gelassenheit

Doch das bleibt die Ausnahme. Alle Fragen beantwortet Sauer geduldig und so, dass es auch das größte Geburtsgreenhorn versteht. Den vielleicht wertvollsten und zugleich am schwersten umsetzenden Ratschlag bekommt die versammelte Väterschaft bei der Frage nach den wichtigsten Utensilien: „Bringen Sie Gelassenheit mit.“

Termin
Der nächste Infoabend für werdende Väter am RBK findet am Donnerstag, 7. Mai, 19.30 Uhr, Auerbachstraße 110, statt.