Dann ist der Ruhestand halt wieder rum, er hat ja sowieso nie richtig angefangen. „Ich bin Unternehmer“, sagt Robert Hoening und meint: Das endet nie. Er ist jetzt 69 Jahre alt und hat bald einen Job, der sich aus einer eigenen Idee ergeben hat. Wenn alles klappt, löst diese Idee nichts Geringeres als das Heizungsproblem so manches Botnangers.
Wenn Robert Hoening erzählt, wie alles gekommen ist, sagt er kaum „ich“, sondern lieber „wir“. Und es ist richtig, er hat inzwischen ein kleines Team um sich geschart, aber sein Name ist sicher nicht durch Zufall besonders vielen Botnangern inzwischen ein Begriff. „Ich war schon die haupttreibende Kraft“, sagt er. Hoening merkt, man vertraue ihm inzwischen. Er hat bei sich im Bezirk im Kleinen etwas angefangen, was seither wächst. Und zwar auf verschiedenen Ebenen.
Solarleistung in Botnang gestiegen
Seine Solaroffensive, die nur zufällig so heißt wie ein Förderprogramm der Stadt Stuttgart, ist ein voller Erfolg. Indem er den Kauf von Solaranlagen ehrenamtlich koordiniert hat, ist die Leistung an Solarstrom in Botnang nachweislich gestiegen. Die Stadt hat das Konzept inzwischen übernommen und auf ganz Stuttgart ausgerollt: In allen Bezirken sind seit diesem Jahr Solarscouts unterwegs, die ihre Nachbarn informieren und unterstützen.
Robert Hoening ist Wirtschaftsingenieur, sein Steckenpferd die Generalplanung. Einer wie er macht kein Mikromanagement, er denkt in größeren Zusammenhängen. Beruflich habe er zum Beispiel ein Einwohnermeldewesen für ganz Ägypten entwickelt. Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich sein Engagement bei der Stuttgarter Energiewende ausweitet. Zu der gehört die Photovoltaik zwar, aber eben nicht nur.
Solarenergie, Heizen und Sanieren
Vor wenigen Wochen hat Hoening die erste Stuttgarter Quartiersgenossenschaft „Energie für Botnang“ gegründet. Neben Solar sollen auch Heizen und Sanieren eine Rolle spielen; beispielsweise koordinierte Wärmepumpen-Käufe. Und, ganz wichtig, Beratung. „Die Leute wissen gar nicht, was sie zu erst machen sollen: Photovoltaik, Heizung oder Dämmung. Es wird so viel Mist erzählt.“
Die Genossenschaft hat Stand heute 38 Mitglieder, Ende des Jahres sollen es 100 sein, sagt Hoening. „Wir wollen auch Firmen ansprechen.“ Es sollen drei hauptamtliche Stellen geschaffen werden, eine davon wird er selbst erst einmal übernehmen. Und im besten Fall ist sein Versuch in Botnang erneut eine Blaupause für die ganze Stadt.
Robert Hoening wäre nämlich nicht Robert Hoening, wenn er sich in seinen Betrachtungen nicht schon längst die Gesamtstadt vorgenommen hätte. „Spaßeshalber“, wie er sagt, habe er schon einen Generalplan für die Energiewende in Stuttgart geschrieben. Er ist überzeugt: Die Stadt schafft es nur, bis in elf Jahren emissionsfrei zu werden, wenn der Wandel von den Quartieren aus geht. „Es braucht eine massive Dezentralität“, sagt er. „Die Stadtwerke tun sich ja schwer, an die Leute ranzukommen.“ Und er, so sein Eindruck, hat schon einen Fuß in der Tür.
Unterstützer einer Bürgersolarfabrik
Das ist auch ein Grund, weshalb er nicht lieber den Ruhestand genießt. „Mein Antrieb ist eine intrinsische Verantwortung für die Gesellschaft“, sagt er und klingt damit pathetischer, als er vermutlich will. Ob als Jugendlicher in der Düsseldorfer Kirchengemeinde, ob an der Uni in Karlsruhe als Asta-Vorsitzender, ob als Unterstützer der Idee, eine Bürgersolarfabrik zu gründen: Sich für Gemeinnütziges einzusetzen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Robert Hoening. Er nennt sich selbst „Aufbauhelfer“. Und mit Blick auf den Neustart ins Berufsleben sagt er: „Ich weiß ja, dass das Ding mich dann fit hält.“
Stuttgarter helfen Stuttgartern
Solarscouts
In den Stuttgarter Stadtbezirken sind seit diesem Jahr geschulte Solarscouts unterwegs, die ihre Nachbarn auf Anfrage zu Dachanlagen, aber auch zu Balkonkraftwerken informieren. Es gibt immer wieder Veranstaltungen, man kann die Scouts aber auch unabhängig davon kontaktieren. Weitere Infos unter https://stuttgart.solarscouts.info/
Energiegenossen
Die Quartiersgenossenschaft „Energie für Botnang“ hat sich vor wenigen Wochen gegründet. Bis es richtig losgehen kann, dauert es noch ein wenig, denn derzeit wird die neue Genossenschaft, wie üblich, überprüft. Interessierte können sich an diese Mailadresse wenden: energie-botnang@online.de. (ana)