Die Stadt kann den Sanierungsstau an den Stuttgarter Schulen nur nach und nach auflösen, aber die Sicherheit sollte dabei Vorrang haben, findet unsere Autorin Alexandra Kratz in ihrem Kommentar.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Keine Frage, in Stuttgart gibt es viele Schulen. Und viele sind in die Jahre gekommen. Die Fassaden bröckeln, durch die Fenster zieht es und die Toiletten sind teilweise unzumutbar. Der viel zitierte Sanierungsstau ist nicht zu leugnen. Wer für diesen verantwortlich ist, tut im Grunde nichts mehr zur Sache. Schuldzuweisungen helfen niemanden mehr.

 

Die Stuttgarter Schulbürgermeisterin Isabel Fezer will diesen Sanierungsstau abarbeiten. Das ist das erklärte Ziel der Verwaltung und des Gemeinderats. Dieser hatte im Doppelhaushalt 2012/2013 ein Schulsanierungsprogramm beschlossen, das seither kontinuierlich abgearbeitet wird. Seit 2014 hat der Gemeinderat dafür pro Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mehr, als verbaut werden konnte, weshalb die Mittel mit dem neuen Doppelhaushalt voraussichtlich auf 40 Millionen Euro im Jahr gesenkt werden. Denn die Ämter sind überlastet, es fehlt an Personal. Darum sollen nun zusätzliche Stellen geschaffen werden. Dennoch muss das Sanierungsprogramm bis 2026 gestreckt werden, Verwaltung und Gemeinderat müssen Prioritäten setzen.

Der Neubau ist in weite Ferne gerückt

Das ist nachvollziehbar. Unverständlich bleibt aber dennoch, warum eine so reiche Stadt wie Stuttgart an der Sicherheit spart. Warum die Robert-Koch-Realschule Jahr für Jahr auf den Neubau verwiesen wird, in dem dann alles besser wird. Insbesondere da dieser Neubau wegen der geschilderten Situation mittlerweile in weite Ferne gerückt ist. Die Verantwortlichen müssen umgehend handeln. Die Robert-Koch-Realschule braucht ein Alarmierungssystem, das den heutigen Standards entspricht. Dass Lehrer ihre Schüler allen Ernstes im Jahr 2017 noch mit einer Trillerpfeife warnen, ist lächerlich, peinlich und vor allem brandgefährlich. Denn im Zweifel hängen von einem funktionsfähigen Alarmierungssystem, dass alle Schüler, Lehrer und Mitarbeiter erreicht, mehr als 700 Menschenleben ab.