„Mehr Sauberkeit” - das Versprechen der Hersteller von Haushaltsrobotern klingt verlockend.

Karlsruhe - „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann”, klagte vor Jahren die Schauspielerin Johanna von Koczian in einem Evergreen über die ungerechte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau bei der Erledigung lästiger Alltagsaufgaben. Wie schön wäre es, wenn futuristische Maschinen dazu beitragen könnten, den Streit über die unangenehmen Jobs im Haushalt gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Warum sollten Sie noch Ihre kostbare Zeit mit Staubsaugen verbringen, wenn Ihnen dieser intelligente Staubsaug-Roboter die lästige Arbeit zuverlässig und gründlich abnehmen kann?”, fragt beispielsweise der Gerätehersteller iRobot.

Unter der Marke Roomba führt das US-Unternehmen iRobot den Markt der Reinigungsroboter an, die den Boden saugen oder wischen. Aber auch traditionelle Hersteller von Haushaltsgeräten wie Siemens, Kärcher, Electrolux („Trilobite”) und Samsung („Navibot”) bieten inzwischen solche Serviceroboter an. Roboterstaubsauger sind in der Regel flache rollende Zylinder mit dem Durchmesser einer großen Pizza. In vielen Geräten bewegen sich gegenläufig rotierende Bürsten, um Staub, Haare und Krümel vom Boden aufzunehmen. Andere sind als Wischroboter mit feuchten oder Antistatik-Tüchern konzipiert.

Die ersten Staubsauger-Roboter, die vor über zehn Jahren ihre Premiere feierten, hatten lediglich einen einfachen Kollisionssensor, der sie nach dem Aufprall auf ein Hindernis die Richtung ändern ließ. Moderne Roboterstaubsauger wie der rund 430 Euro teure Roomba 581 von iRobot verfügen hingegen über Ultraschall- oder Infrarot-Sensoren, um Tischbeinen und anderen Hindernissen schon vor einer möglichen Kollision auszuweichen oder Treppenabsätze zu erkennen.

Sie können auch mit virtuellen Wänden auf ein bestimmtes Einsatzgebiet beschränkt werden. Während der Roomba 581 bis zu vier Zimmer hintereinander säubern kann, beherrschen kleinere iRobot-Modelle wie der Roomba 555 den gesteuerten Raumwechsel nicht. Bei einigen Modellen erkennen Schmutzsensoren, ob der Boden stärker verunreinigt ist, und wiederholen dann die Reinigung im gerade durchquerten Bereich. Bei den meisten Staubsaug-Robotern landet der Schmutz in einem beutellosen Staubbehälter, der geleert und gelegentlich ausgewaschen werden kann. Im Gegensatz zu herkömmlichen Staubsaugern müssen die meisten Roboter nach jedem Einsatz entleert werden. Nach seinem Einsatz fährt der Roomba 581 eigenständig an seine Ladestation, um nach drei Stunden wieder mit vollem Akku bereitzustehen.

„Die iRobot-Modelle setzen bei den Fahrwegen auf eine Zufallsstrategie, überfahren die Flächen doppelt und dreifach und erzielen damit eine recht gute Reinigungsleistung”, sagt Uwe Fritz, der das Fachportal saugrobot.de betreibt. Neuere in China entwickelte Modelle, die von Samsung und Philips vermarktet werden, versuchten hingegen, in parallel verlaufenden Bahnen zu fahren. „Das geht schneller, aber dafür benötigt der Saugroboter auch mehr Sensoren”, sagt Fritz. Nach seiner Einschätzung hat iRobot - auch wegen der besseren Bürstentechnik - noch die Nase vorn. „Die Amerikaner müssen aber etwas tun, sonst werden sie demnächst von den chinesischen Geräten überholt.” Außerdem sollte iRobot die Preise für seine Geräte in Europa an das deutlich niedrigere Niveau in den USA anpassen. Für den kleineren Geldbeutel empfiehlt Fritz die Einsteiger-Modelle des Schweizer Importeurs und Saugroboter-Spezialisten Veluce, die ab 250 Franken (207 Euro) zu haben sind. Im Gegensatz zu den Roomba-Geräten sitzt der Staubsaugermotor bei den einfachen Veluce-Modellen vor dem Staubfach, was etwas mehr Wartung erfordert. Egal ob iRobot, Samsung, Kärcher, Philips oder Veluce: Vor dem Einsatz der Roboter müssen zunächst die Besitzer ran und aufräumen. „Man muss die Räume vorbereiten”, sagt Fachmann Fritz. So können sich etwa lose Kabel in den Geräten verheddern oder kleine Spielzeuge im Schlund des Roboters verschwinden.

„Ich habe im Wohnzimmer sogar die Heizung etwas höher gestellt, damit der Saugrobot auch richtig an der Wand entlangfahren kann.” Aus diesem Grund steht Silvia Frank vom Netzwerk Haushalt in Karlsruhe dem Einsatz von Reinigungsrobotern in der Wohnung skeptisch gegenüber. Die Geräte, die sie bislang testen konnte, seien eigentlich nur für größere Räume geeignet. „In einem herkömmlichen Privathaushalt steht einfach zu viel auf dem Boden herum.” Außerdem seien die Reinigungsroboter für glatte Böden besser geeignet als für flauschige Teppiche. Daher kann sie sich den Einsatz der Saug- oder Wischroboter eher in einem kleinen Laden als in einer Wohnung vorstellen. „Der Roboter kann dann nachts seinen Job erledigen und auch unter den Regalen den Schmutz einsammeln.” Sollten die Hersteller einen Putzroboter auf den Markt bringen, der den Boden richtig nass schrubben kann, würden sich aber zusätzliche Chancen am Markt auftun. „Viele Leute, die sich einen Feinsteinboden zulegen, sind sich nicht bewusst, dass der regelmäßig geschrubbt werden muss.” Auch Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur der Computerzeitschrift „c't”, rät dazu, die Erwartungen an die jetzige Generation der Reinigungsroboter nicht zu hoch zu hängen. „Die sind noch weit von der Zaubermaschine eines Daniel Düsentrieb entfernt.” Kein Roboter könne eine am Boden liegende Socke zur Waschmaschine bringen, um sie zu waschen.