Bundeskanzlerin Merkel zeigt sich bei ihrer China-Reise generell offen für chinesische Investitionen in Deutschland. Im Fall des Augsburger Roboterherstellers Kuka, für den ein konkretes Übernahmeangebot eines chinesischen Interessenten vorliegt, bringt sie allerdings auch eine deutsche Lösung ins Spiel.

Stuttgart - In der Debatte über eine Übernahme des Roboterherstellers Kuka hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Offenheit für chinesische Investitionen betont – aber gleichzeitig das Engagement weiterer deutscher Firmen ins Spiel gebracht. „Ich sehe nach wie vor die Möglichkeit, dass man zu einer guten Lösung kommt. Es ist im Übrigen auch niemandem in Deutschland verboten, sich bei Kuka zu engagieren“, sagte Merkel am Montag in einer Pressekonferenz mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang. „Und jetzt muss man schauen, welche Lösungen man dabei findet.“ Li sagte, es handele sich um eine privatwirtschaftliche Angelegenheit, die nach internationalen Gepflogenheiten abgewickelt werden sollte.

 

Merkel betonte aber auch, man an erwarte aber im Gegenzug, dass China sich öffne und gleiche Investitionsbedingungen biete. „Deutschland hat sich immer angeboten als ein offener Investitionsmarkt für die Wirtschaft, auch für chinesische Unternehmen.“

Nach einem deutschen oder europäischen Interessenten wird gesucht

Der chinesische Konzern Midea hatte zuletzt ein Angebot von bis zu 4,5 Milliarden Euro angekündigt – das wäre die größte Übernahme von Chinesen hierzulande. Midea hält bereits 13,5 Prozent an Kuka und strebt einen Anteil von mindestens 30 Prozent an. Auch der Technologiekonzern Voith ist mit 25,1 Prozent beteiligt. Siemens-Chef Joe Kaeser betonte, dass sein Unternehmen kein Interesse an einem Einstieg habe.

Anfang Juni hatte sich bereits der Vize-Kanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel in den Krimi um den Augsburger Roboterbauer Kuka eingeschaltet, der längst zum Politikum geworden ist: „Ich fände es angemessen, wenn es aus Deutschland oder Europa ein alternatives Angebot gäbe“, sagte der Bundeswirtschaftsminister. Es gebe Bemühungen ein solches zu formulieren. Eine Reihe von Gesprächen sei dazu schon geführt worden. Über deren Inhalte schwieg Gabriel, der politisch nicht allein steht und in Absprache mit Bundeskanzlerin Angela Merkel handelt.

Merkel ist seit Sonntag drei Tage in der Volksrepublik unterwegs

Merkel ist seit Sonntag mit sechs weiteren Ministern in der Volksrepublik unterwegs. Einer der ersten Programmpunkte ihrer dreitägigen China-Reise war der Besuch der Universität in der ostchinesischen Metropole Nanjing. Die Hochschule verlieh der Kanzlerin die Ehrendoktorwürde für ihr Engagement bei der Lösung regionaler Konflikte, im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Bewältigung der Finanzkrise 2008.

Bereits in ihrer Dankesrede am Sonntag war Merkel auf die Themen Digitalisierung und Industrie 4.0 eingegangen: Für die von China gewünschte stärkere Kooperation in der „Industrie 4.0“ mit digital vernetzten Produktionsketten wäre die geplante Vereinbarung über die Cyber-Sicherheit mit einem gegenseitigen Verzicht auf Wirtschaftsspionage über das Internet wichtig, sagte die deutsche Regierungschefin. Die Verhandlungen dazu hat das zuständige Ministerium für öffentliche Sicherheit in Peking nach monatelangem Stillstand aber erst kurz vor dem Besuch der Kanzlerin wieder aufgenommen.