Das erste "Rock am Ring" am neuen Standort beginnt mit gewaltiger Hitze, die sich am Abend in einem heftigen Gewitter entlädt. Mehrere Menschen werden bei Blitzeinschlägen verletzt.

Mendig - Bei schweren Unwettern mit Blitzeinschlägen sind beim Festival "Rock am Ring" 33 Menschen verletzt worden. Darunter waren Besucher und Mitarbeiter des Events in Rheinland-Pfalz. Sie mussten in der Nacht in Krankenhäuser gebracht werden, wie die Polizei und der Veranstalter mitteilten.

 

Schwer verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Wegen des Unwetters wurde das Programm in der Nacht abgebrochen. Am Nachmittag feierten die knapp 90.000 Rockfans dann weiter wie geplant.

Bereits am Mittag sei es den Verletzten wieder gut gegangen, sagte Yvonne Kuhn von der ärztlichen Leitung auf dem Festivalgelände im Eifel-Ort Mendig. Bis spätestens Sonntag könnten alle aus den Krankenhäusern entlassen werden.

Dreimal schlägt der Blitz ein

Insgesamt drei Blitze schlugen nachts auf dem Gelände ein, wie Polizeisprecher Gerd Bertram sagte. Zunächst habe es so ausgesehen, als würde das Gewitter vorüberziehen. Dann sei doch ein erster Blitz gegen 1.30 Uhr im Backstage-Bereich einer Bühne niedergegangen. Auf dieser habe zu der Zeit keine Band mehr gespielt, acht Mitarbeiter wurden verletzt.

Veranstalter Marek Lieberberg sagte, vor dem ersten Blitzeinschlag habe es widersprüchliche Meldungen gegeben. Es habe erst so ausgesehen, als ziehe dieses Unwetter vorüber. "Das hat sich geändert. Und als es sich änderte, war es schon zu spät."

Als dann ein weiteres Gewitter vorhergesagt wurde, beendeten die Veranstalter ein Konzert des Techno-Djs Fritz Kalkbrenner auf einer Nachbarbühne. Besucher, die noch vor dieser Bühne waren, wurden in größere, blitzgeschützte Zelte gebeten. Dieses Unwetter zog zunächst vorbei, zu den weiteren Einschlägen kam es dann gegen 3.30 Uhr auf einem Campingplatz sowie um kurz nach 4 Uhr nahe des Towers des Flugplatzes. Bei den anderen 25 Verletzten handelt es sich Kuhn zufolge um Besucher des Events.

Hotline für besorgte Angehörige

Niemand sei direkt von einem Blitz getroffen worden. Die Verletzten hätten Kontakt zu Gegenständen gehabt, die den Strom der Blitze weitergeleitet hätten - etwa Metallgitter. Geklagt hätten einige über Muskelschwäche sowie Herz- und Kreislauf-Beschwerden. Polizei und Feuerwehr richteten eine Hotline für besorgte Angehörige ein.

Das Programm ging wie geplant weiter. Erstmals fand das Festival nicht am Nürburgring, sondern an dem Flugplatz in Mendig statt. An der betroffenen Bühne sei eine Leitung von einem Blitz getroffen worden. "Die wird jetzt zusätzlich abgedeckt", sagte Lieberberg.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) besuchten das Gelände. Lewentz lobte den Einsatz der Rettungskräfte in der Nacht. "Es ist sehr professionell abgelaufen." Alles sei unter Kontrolle gewesen. Das Rettungskonzept an dem neuen Standort habe den "Echttest" bestanden. "So eine Wettersituation kann es geben."

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte in der Nacht vor Gewittern im Großraum rund um das Festival gewarnt. Für den betroffenen Landkreis Mayen-Koblenz sei um 0.16 Uhr auf das potenziell gefährliche Gewitter hingewiesen worden, sagte DWD-Meteorologin Anna Wieczorek. Um 3.35 Uhr sei dann eine Unwetterwarnung herausgegeben worden. Generell könnten Blitzschläge zwar auf einen Landkreis bezogen vorhergesagt werden. "Einen Blitzeinschlag bei "Rock am Ring" können wir aber nicht vorhersagen. Dass eine Gewitterzelle den Landkreis trifft und dabei auch Blitze entstehen, schon", sagte Wieczorek.