Drei Tage feiern Zehntausende Menschen vor den Bühnen - bei zwei Festivals in Bayern und Rheinland-Pfalz. Nach zwei Jahren Corona-Pause. Ungewohnt ist es trotzdem für viele.

Laute Rockmusik, abtanzen vor den Bühnen, Liebes-Duschen für die Fans und unbequeme Schuhe - nach zwei Jahren Pause haben rund 165 000 Musikfans bei zwei großen Festivals in Bayern und Rheinland-Pfalz ausgelassen gefeiert. Doch im Gegensatz zu früheren Jahren sind sie dabei etwas vorsichtiger gewesen. „Rock im Park“ in Nürnberg und das Zwillingsfestival „Rock am Ring“ am Nürburgring in der Eifel sind am Pfingstwochenende mit die ersten großen Musikfestivals nach Ausbruch der Corona-Pandemie gewesen.

 

Vielen Musikfans ist in dem Gedränge vor den Bühnen anzumerken, wie sehr sie es genießen, wieder zusammen zu feiern und zu tanzen. Viele liegen sich in den Armen, springen wie wild im Takt der Musik und singen und jubeln, bis sie heiser sind. Die beiden Musikspektakel unter freiem Himmel sollten am Sonntag zu Ende gehen.

Sanitäter haben weniger zu tun als sonst

Bei „Rock im Park“ haben die Sanitäter diesmal deutlich weniger zu tun als in früheren Jahren. „Dieses Jahr ist es ruhiger und entspannter, als wir es sonst kennen“, sagte Sohrab Taheri-Sohi vom Bayerischen Roten Kreuz am Sonntag für den Sanitätswachdienst auf dem Festivalgelände. Bisher seien es knapp 500 Einsätze weniger als 2019. „Das ist schon eine Hausnummer.“ Meist sei es dabei um kleinere Notfälle gegangen wie Kreislaufbeschwerden, allergische Reaktionen, Zeckenbisse, Schnittverletzungen oder umgeknickte Füße.

Auch bei „Rock am Ring“ zeigten sich Veranstalter und Polizei zum Abschluss vorerst sehr zufrieden mit der Neuauflage des Kultspektakels - trotz Regens am Sonntag. Polizeisprecherin Verena Scheuer sagte am frühen Nachmittag, es habe vorerst keine größeren Zwischenfälle gegeben. „Die Zahl der Straftaten ist sehr niedrig im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren.“ Ein Polizeisprecher meinte: „Die Leute sind gierig nach Spaß und Freude.“

Ungewöhnlich gutes Wetter am Nürburgring

„Rock am Ring“ mit rund 70 Bands auf drei Bühnen war am Freitag an der legendären Rennstrecke Nürburgring gestartet. Sonnenschein mit einigen Wolken verwöhnte die ausgehungerten Festivalfans an den ersten zwei Tagen. Am Sonntag standen noch unter anderem noch Volbeat, Korn und Billy Talent auf dem Programm.

Auch in Nürnberg feierten ebenfalls 70 Bands seit Freitag das Comeback der Festivals: „Ich bin so dankbar, dass es wieder geht“, sagte Musiker Jan Delay am Samstagabend auf der Bühne. Und die Fans machten dankbar mit: tanzten gemeinsam mit dem Hamburger eine kleine Choreografie, sprangen auf Anweisung hoch oder gingen in die Hocke. „Dieses Festival bedeutet so viel für uns alle“, rief auch Green Day-Sänger Billie Joe Armstrong und wirft Kusshände ins Publikum.

Was sich nicht geändert hat, ist die Müllflut

Einen bemerkenswerten Auftritt legte am Samstag die italienische Rockband Måneskin hin. Frontmann Damiano David kam in schwarzem Lackanzug, weißem Netzhemd und hohen weißen Plateaustiefeln auf die Bühne, Gitarrist Thomas Raggi in einem Anzug mit Schlag und glänzendem 70er-Jahre-Muster. Doch nach einigen Songs, bei denen David kräftig über die Bühne rockt, wechselt er unter lautem Beifall auf flachere Schuhe mit der Bemerkung, dass er mit den hohen Absätzen nicht weitermachen könne.

Doch eins erinnert an frühere Jahre: die Müllflut. Zeitweise quollen die Mülleimer über, vor den Bühnen liegt platt getretener Abfall.