Als „Stuttgarts schönste Bühne im Corona-Sommer“ wurde der Kastellsommer gerühmt. Am Sonntag ist Schluss. Dank öffentlicher Hilfe gab’s einen kleinen Gewinn. Die Veranstalter denken über einen „Winterzauber“ im Freien nach.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Vom Wetter her war der Sommer 2020 fürs Publikum ein Hit. Dank der milden Temperaturen konnten die Menschen in Stuttgart trotz Corona schöne Abende mit Kultur im Freien erleben. „Nur dreimal hat es bei unseren Vorstellungen des Kastellsommers geregnet“, sagt Stefanie Stoll, die Chefin der Phoenixhalle. Ein bisschen traurig ist sie, dass nach dreieinhalb Monaten am kommenden Sonntag nun Schluss ist an diesem idyllischen Ort. Bei der Begeisterung der Zuschauer hat die Sache auch den Veranstaltern Spaß gemacht. Doch bei Regen und Kälte lässt sich das Freilufttheater in der bisherigen Form nicht realisieren.

 

Jetzt kommt die harte Zeit, die ihr Sorgen bereitet. Alle Messen in der Phoenixhalle sind für dieses Jahr abgesagt. Die Nachfrage nach Weihnachtsfeiern ist so gering wie nie zuvor. „Welcher Betrieb lädt schon seine Beschäftigten, die in Homeoffice geschickt wurden, zum Feiern ein?“, fragt Stefanie Stoll. Die Macher der Phoenixhalle prüfen nun mit ihren Partnern, ob sie alle gemeinsam eine Art Winterzauber im Freien des Römerkastells organisieren.

Ein Wohlfühlort ist im Römerkastell entstanden

Nichtstun ist die schlechteste Alternative. Dies sagten man sich im Juni über Bad Cannstatt. Raus aus der Schockstarre, die zu Beginn der Pandemie viele befallen hatte, wollte man – und dabei einerseits die Sehnsucht nach Kultur, Ausgehen und Lebensfreude erfüllen, andererseits etlichen Beschäftigte die Kurzarbeit ersparen. So entstand das hochgelobte und so angenehm empfundene Format für Konzerte, Kinos, für den CSD, für Partei- und Firmenveranstaltungen. Lavendeltöpfchen standen auf kleinen Fässern, die auf grünen Kunstgrasinseln um Sonnenliegen, Schaukelstühle und Polstersofas aus Europaletten liebevoll gruppiert waren. Ein Wohlfühlort entstand, der nach dem letzten Veranstaltungstag am Sonntag abgebaut wird. Mit einem Latino-Konzert für Kinder verabschieden sich die Macher.

Die Bilanz fällt positiv aus. „Wir konnten vielen Künstler die Möglichkeit zum Auftritt bieten“, sagt Stefanie Stoll. Obendrein hat man Geld gesammelt für die Künstlersoforthilfe, die der Autor Joe Bauer mit anderen organisiert hat. 3000 Euro kamen dafür zusammen. Stadt und Land haben den Kastellsommer gefördert. „Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen“, erklärt die Chefin des Römerkastells. Mit schwarzen Zahlen schließen die Organisatoren ab. „Aber der Gewinn ist nicht nennenswert“, betont Stefanie Stoll, „ich sag mal so: Es war zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben.“

Fortsetzung im nächsten Sommer ist nicht ausgeschlossen

Die zweite Bühne, die im Boschareal von den Machern der Phoenixhalle ebenfalls organisiert wird, endet am 30. September. Eine Rückkehr des Kastell- und Mash-Sommers in einem Jahr will Stefanie Stoll nicht ausschließen: „Keiner weiß ja, wie sich die Pandemie weiterentwickelt.“