Die Welzheimer Römerkastelle sind ein beliebter Ort für Touristen und Anwohner – sie gehören sogar zum Weltkulturerbe. Trotzdem gab es jahrelang keine richtige Toilette, auch Informationsschilder haben gefehlt. Jetzt ist das anders – weil Europa aushalf.
Wer am römischen Ostkastell in Welzheim startet und den Limes-Erlebnisweg entlangwandert, kann auf drei Kilometern die römische Vergangenheit bestaunen. Infotafeln erklären die Geschichte des Kastells, die zurückreicht bis ins Jahr 160 nach Christus. Beim Spaziergang kann man beim römischen Museum haltmachen, neue Schilder zeigen den Weg. Und wenn die Blase drückt, steht ein Toilettenhäuschen zur bereit – sogar thematisch passend bemalt.
Das war nicht immer so. Das Kastell wurde bereits 1982 rekonstruiert, 2005 zum Weltkulturerbe gekürt und ist für Touristen und Anwohner seitdem ein beliebtes Ausflugsziel. Sowohl Wissensgewinn als auch Orientierung dürften bei einem Besuch aber wohl geringer ausgefallen sein als jetzt. Den Infopoint und die Beschilderungen gibt erst seit Kurzem. Aber vor allem gab es eben keine Toilette – nur ein Dixiklo, das immer wieder Randalierern zum Opfer fiel.
20 Jahre lang sei das Errichten einer festen Sanitäranlage schon geplant gewesen, aber bisher habe dafür das Geld gefehlt, berichtet Jan Wölfl vom Welzheimer Stadtbauamt. Er hat das Projekt mitverantwortet. Die Neugestaltung der Kulturstätte habe insgesamt knapp 155 000 Euro gekostet. Der Verein Regionalentwicklung Schwäbischer Wald hat das Projekt im Rahmen des Leader-Programms mit knapp 67 000 Euro bezuschusst – das sind rund 43 Prozent der Gesamtsumme.
Leader-Förderung die einzige Möglichkeit
Aber warum hat man sich ausgerechnet für die EU-Förderung entschieden? „Nach meinem Kenntnisstand hätte es keine anderen Fördermöglichkeiten gegeben“, antwortet Wölfl. Das Denkmalamt könne solche Summen nicht bezuschussen.
Die Kommune bewarb sich 2017 bei der Förderung. Im Jahr 2019 gab es dann einen Neubeschluss, weil ein Teil des Projekts weggefallen ist: Eigentlich sei geplant gewesen, auch noch die Toranlage des historische Kastells zu rekonstruieren, sagt Wölfl. Allerdings habe man den Plan wegen gestiegener Kosten auf Eis legen müssen, berichtet er. Jetzt hofft er auf ehrenamtliche Hilfe. „Unser Ziel ist nun, dass wir Handwerker aktivieren können, die das Tor originalgetreu nachbilden“, sagt der Welzheimer Beamte.
Aber auch ohne die Toranlage scheint sich der Ausbau gelohnt zu haben. „Wir bemerken, dass die Menschen jetzt länger hier verweilen“, bemerkt Limes-Cicerone Marcus Schaaf. Auch, dass die Besucher nun die Geschichte des Bauwerks erfahren, freut den Ehrenamtlichen. „Jeder Schritt im Kastell führt durch ein anderes Jahrhundert.“