Beim römischen Ernte- und Handwerkerfest wollen die Oberriexinger Ende Juli den Nachbau einer antiken Erntemaschine Namens Vallus vorführen. Wie genau sie funktioniert, wissen ihre Erbauer selbst noch nicht.

Oberriexingen - Wie es sich für einen Esel gehört, hat Pedro schon die eine oder andere Kutsche gezogen. Einen so alten Karren wie am Donnerstagabend hat er wahrscheinlich aber noch nicht gesehen. Sein Halter Jürgen Stelzer und Handwerker Dieter Hohn haben den Esel in den Nachbau einer antiken Erntemaschine eingespannt, die seit circa 1500 Jahren nicht mehr genutzt wird. Das Gerät wird Vallus genannt. Bis zum römischen Handwerker-, Schiffsbau und Erntefest Ende Juli in Oberriexingen soll es funktionieren. Seine Erbauer haben aber keine Ahnung wie.

 

Ohne exakten Plan ist der Vallus schwer nachzubauen

„Sie müssen halt einfach so lange basteln, bis es klappt“, sagt die Museumspädagogin Cornelia Karow. Beim letzten Erntefest in Oberriexingen ließ die Verwalterin des Museums Villa Rustica einen alten Pflug über das Demonstrationsfeld mit alten Getreidesorten ziehen. Für die Veranstaltung in diesem Jahr hat sie sich den Vallus ausgesucht. Über den sie selbst so gut wie gar nichts weiß. Die Erntemaschine wird seit mehr als einem Jahrtausend nicht mehr eingesetzt. Lediglich ein paar alte Reliefs mit unscharfen Bildern konnte Cornelia Karow den Handwerkern Dieter Hohn und Fritz Ott mitgeben, als sie vor etwa drei Wochen in der Werkstatt mit dem Bau begannen. Die römischen Schriftsteller Palladius und Plinius der Ältere haben ein paar Zeilen über das Gerät hinterlassen, einen exakten Bauplan gibt es aber nicht.

Die Bilder erklärten den Baumeistern immerhin, dass ein Esel in ein Holzgestell eingespannt wurde und eine Kiste vor sich herschob. An diese Kiste bauten die Römer vorne spitze Zacken an, die das Getreide abschnitten. Die Konstruktion sieht so ähnlich aus, wie das Mähwerk eines Mähdreschers in klein und ohne Haspel. Mit Hilfe des Vallus sollen laut Paladius zwei Mann die Arbeit von zwölf Schnittern verrichten können. Einer muss das Gerät am Ende wie einen Schubkarren halten und lenken, der zweite läuft vorneweg und schiebt die abgeschnittenen Ähren in den Auffangkasten. Keine Antworten geben die Bilder aber zu den Details: Radhöhe, angespitzte oder gerade Zacken, Tiefe des Mähwerks und Höhe des Kastens.

Der Esel übernimmt beim Testlauf die Kontrolle.

Dafür sieht der Prototyp ganz gut aus, in den Dieter Hohn Pedro für den Testlauf einspannt. Während der ersten Gehversuche erkennt der Handwerker schnell die größte Unabwägbarkeit. Der Esel gibt die Laufgeschwindigkeit vor, nicht die Menschen. Jürgen Stelzer muss schnell lenken, damit in den Kurven nicht die Bäume gerammt werden, und Dieter Hohn schwingt den Schieber vorne im Akkord. Für seinen Geschmack ein bischen zu schnell. „Wenn ich es nicht schaffe, die Ähren abzuschieben, zieht es sie nach unten weg,“, sagt er.

Immerhin haben sie die Position gefunden, an der sie den Esel anspannen müssen. Außerdem wissen sie, dass es wohl eine dritte Person braucht, die das Zugtier führt und bremst. Den Rest müssen Dieter Hohn und Fritz Ott aber durch Ausprobieren rausfinden. Beim nächsten Versuch sollen die Räder etwas kleiner werden, damit die Zacken das Getreide etwas weiter unten am Halm erfassen und die Ähren geordnet nach oben ziehen. Es sollen zudem weniger Zähne werden, die dafür tiefer und vielleicht doch angespitzt sind. „Ob das klappt, kann ich jetzt noch nicht sagen, weil wir noch nicht einmal auf dem Getreidefeld unterwegs waren“, sagt Dieter Hohn. Es bleibt ihm wohl nur, zu basteln, bis der Vallus funktioniert.