Sie haben stets Ihre Familie involviert, etwa ihre Schwester Ute als Produzentin. Carl Laemmle hat auch viele Familienmitglieder beschäftigt – eine weitere Parallele?
Mein Vater war eher dagegen, das sich auf die Filmhochschule gehe. Dann war er sehr beeindruckt, dass ich dort einen Spielfilm gemacht habe, das hat ja keiner davor geschafft. Und da hat er irgendwann mitgeholfen. Ich bin richtig in Probleme geraten. Das „Arche Noah Prinzip“ sollte 450 000 D-Mark kosten, was schon irre viel war für einen Studentenfilm, letztlich waren es 900 000, da bin ich voll übers Budget gegangen. Am Ende haben etwa 70 000 D-Mark gefehlt, um die Trick-Aufnahmen herzustellen. Die hat mein Vater mir damals geliehen, aber gesagt: Das musst du zurückzahlen! Das konnte ich dann auch, weil der Film relativ erfolgreich war.
Laemmle hat viele Deutsche in die USA geholt, schon bevor es darum ging, sie vor den Nazis zu retten. Hat landsmannschaftliche Loyalität bei Ihnen auch eine Rolle gespielt?
Ich habe immer darauf bestanden, mit denselben Leuten zu arbeiten. Beim ersten Film, den ich dann in den USA tatsächlich gemacht habe, „Universal Soldier“, habe auch ich meine Leute nach Amerika geholt.
Weil man mit der Mentalität der eigenen Landsleute besser zurechtkommt?
Das zum einen. Zum anderen hat man mit den Leuten, mit denen man schon gearbeitet hat, eine gemeinsame Sprache entwickelt. Ich hatte mit dem Kameramann Karl Walter Lindenlaub zwei Filme gedreht und wollte weiter mit ihm arbeiten. Inzwischen hat er viele amerikanische Filme gemacht. Auch mein Ausstatter von „Moon 44“, Oliver Scholl, hat mir einfach gelegen. Heute ist er einer der bekanntesten Production Designer in Amerika. Die Amerikaner haben schnell gemerkt, dass ich die geholt habe, weil sie absolut gut waren.
Also gab es keinen Futterneid?
Hollywood ist traditionell immer offen gewesen für Einflüsse von überall auf der Welt. Wenn sie Talent gesehen haben, haben sie das geholt. Dadurch, dass die Amerikaner viele europäische Regisseure und Autoren und Komponisten beschäftigt haben, sind auch sehr viele Filmtechniker nachgekommen, Kameraleute, Beleuchter und andere. Die haben ihren eigenen Stil gebracht, der dann zur schwarzen Serie wurde. Die haben den Expressionismus nach Amerika gebracht.
Laemmle hat ja vieles anders gemacht als andere ...
Ich auch! Und ich habe als guter Schwabe gesagt: Diese Filme in Amerika sind zu teuer. Ich habe immer wieder bewiesen, dass man die 20 oder 30 Millionen billiger drehen kann. Das mochten die Studios natürlich. Dafür habe ich dann gewisse Freiheiten verlangt – ich habe sie mir erkauft, wenn ich das so sagen darf. Ich habe den Final Cut verlangt und eine Skript-Garantie. Ich habe auch Beteiligungen bekommen, was damals sehr ungewöhnlich war für Amerika. Wolfgang Petersen hat da immer ganz interessiert zugeschaut, und ich habe ihm gesagt: Du schreibst deine Drehbücher nicht selbst, da geht das bei dir nicht, du bekommst Drehbücher angeboten, und dann bist du ein Angesteller!
War das der große Mentalitätsunterschied, dass Sie Sparsamkeit mitten in Hollywoods Verschwendungssucht praktizierten?
In meiner deutschen Zeit waren meine Filme mehr oder weniger amerikanisch. Meine Vorbilder waren alle Amerikaner, ich hatte nichts mit deutschem Film am Hut. Von daher musste ich meinen Stil nicht ändern. Das war schon mal gut. Und weil ich im Independent-Bereich produziert habe, wo die Filme immer teurer aussehen mussten als sie eigentlich waren, ist es mir leicht gefallen, die Filme auch in Hollywood teurer aussehen zu lassen. Mit deutschen Leuten, viel weniger Crew, aber vielen Finessen. Die haben dafür akzeptiert, dass wir Deutsch gesprochen haben am Set, unsere Geheimsprache hatten. Das war schon cool: so ein Gefühl von Familie und von Hausmacht.