Im Interview setzt Rolf Heinzelmann, der Geschäftsführer des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg, die Baumpfleger im Land mit Blutspendern gleich.

Altbach/Stuttgart - Der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft hat mehr als 100 000 Mitglieder. Ihre Arbeit ist nach Einschätzung des Geschäftsführers, Rolf Heinzelmann, nicht hoch genug einzuschätzen.

 
Herr Heinzelmann, alte Männer pflegen alte Bäume. Was sagen Sie zu der zugegebenermaßen bösartigen Zuspitzung des Geschehens auf den Obstwiesen?
Ich sage: Vielen Dank, ihr alten Männer. Da macht ihr etwas sehr Sinnvolles. Noch besser, wenn ihr euer Wissen an den Nachwuchs weitergebt. Jeder, der eine Obstwiese pflegt, leistet etwas für die Gesellschaft – unabhängig vom Alter und Geschlecht.
Jährlich werden im Rahmen der landesweiten Streuobstpflegetage rund 9000 Obstbäume geschnitten. Das ist ein Prozent des Gesamtbestands. Ist das nicht viel zu wenig?
Klar könnten es mehr sein. Aber das sind Zahlen, die jährlich anfallen und die sich deshalb auf Zeit gesehen aufaddieren. Und dann darf man nicht übersehen, dass diese Leistung ehrenamtlich und ohne einen Cent an öffentlicher Forderung erbracht wird. Wenn man für einen Altbaumschnitt samt Entsorgung zwei Stunden rechnet, dann kann man abschätzen, welche Summen da zusammenkämen, müsste das die öffentliche Hand finanzieren.
Der Antrieb des Ehrenamts ist weniger das Geld, als vielmehr die Anerkennung. Baumpflege ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gerade sexy. Wie können Sie da gegensteuern?
Wir müssen deutlicher machen, was die Stücklesbesitzer für die Allgemeinheit leisten. Unsere Obstwiesen sind ein Schatz von riesigem ökologischen Nutzen. Wer sie pflegt, der leistet genau so viel für die Gesellschaft, wie beispielsweise ein regelmäßiger Blutspender.

Die Fragen stellte Thomas Schorradt.