Die Sparte Rollkunstlauf beim RKV Neckarweihingen hat unter der Coronapandemie stark gelitten. Susanne Jäckle baut mit ihrem Team das Angebot wieder neu auf.

Kraftvoll und gleichzeitig grazil bewegt sich der Schwarm Mädchen durch die Halle des RKV Neckarweihingen. Begleitet werden sie von fetziger Musik und dem dumpfen, gleichmäßigen Geräusch der Rollen. Rollkunstlauf gehört zu den Sportarten, denen man den Aufwand, den Schweiß und die manchmal auch vergossenen Tränen nicht ansehen soll – elegant und mühelos sollen die Sportlerinnen dahingleiten. Sprünge, Pirouetten, Schrittfolgen: alles nahtlos. Zauber auf acht Rollen.

 

Die frühere Trainerin ist nicht mehr dabei

So weit sind die sechsjährige Marie und ihre drei Jahre ältere Schwester Sophie Janssen noch lange nicht. Sie sind an diesem Tag zum ersten Mal beim Schnuppertraining und tasten sich langsam heran an diese kreative Individual-Sportart. Doch auch nur schnöde nach vorne zu rollen ist für Anfängerinnen nicht so einfach. Hilfestellung bekommen die Schwestern von Susanne Jäckle. Sie ist seit mehreren Monaten Übungsleiterin und Abteilungsleiterin bei der reaktivierten Sparte Rollkunstlauf des Vereins. „Früher hatten wir 40  Mädchen im Training. Während Corona ist vieles weggebrochen, auch die frühere Trainerin Barbara Schulz ist nicht mehr da“, sagt Susanne Jäckle. Sie aber wollte den Sport am Leben erhalten, da ihre beiden Töchter Tamara und Laura jahrelang Rollkunstlaufen betrieben und auch bei Meisterschaften angetreten sind.

Laura Jäckle ist heute 18 Jahre alt und macht gerade ihren Trainerschein. Sie leitet mit ihrer Freundin Carina Scherrer auch das Training an diesem Freitag. „Ich habe schon mit dreieinhalb Jahren angefangen und freue mich, wenn wir bald nach draußen können, da ist es griffiger und schneller“, so Laura Jäckle. Immerhin 15  Mädchen sind wieder dabei und haben vor allem eines: Spaß. Doch es dürften gerne noch mehr werden beim RKV. Schnuppern also erwünscht!

Ausdauer, Athletik und Rhythmus sind gefragt

Zunächst geht es aber ohne Rollen aufs Parkett, das man sich mit den Kunstradfahrern und den Tischtennisspielern im Verein teilt: Joggen und Seilspringen stehen auf dem Programm, um die Füße und Sehnen zu wärmen. Es folgen Koordinationsübungen und ausgiebiges Dehnen, bevor sich die Mädchen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren schließlich die Rollschuhe schnüren. Anschließend gilt es in einem aufgemalten Kreis in der Halle vorwärts und rückwärts zu übersetzen oder in der Hocke mit nach vorn gestrecktem Bein die Balance auf den Rollen zu halten.

Die kleinen Rollkünstler haben es schnell raus, wie man Schlangenlinien fährt und Eierlaufen kann oder wie ein Storch auf den Rollen geht. Manche versuchen es bald mit dem „Flieger“ oder dem flotten Umrunden der Pylonen. Diejenigen, die schon länger dabei sind, haben sich extra hübsch gemacht, tragen ihre bunten Kürkleidchen oder das in dunkelblauem Samt gehaltene Pflichtdress. Die Anforderungen im Rollkunstlauf sind vielfältig: Ausdauer, Athletik, Rhythmus, Koordination – und nicht zuletzt das korrekte Fallen sind für die jungen Rollkunst-Läuferinnen eine Herausforderung.

Die Körperspannung ist besonders wichtig – die fällt Maja Ebertus nicht schwer, die Achtjährige hat früher Ballett gemacht. Seit zwei Jahren ist sie dabei. „Mir gefällt vor allem, dass auch die größeren Mädchen dabei sind, da kann man sich was abschauen“, sagt Maja. Auch ihre Mutter Sandra ist begeistert vom Angebot des RKV Neckarweihingen. „Hier geht es nicht darum, sich zu messen, sondern um Spaß zu haben.“ Zum Repertoire gehört auch Sprung-und Krafttraining für Bauch, Rücken und Oberschenkel, das die Mädchen auch daheim machen können.

Im Oktober soll es zum Kürpokal gehen

Übrigens: Rollkunstlaufen gilt als eine Randsportart und ist nicht olympisch. In Schwaikheim, Winnenden oder Heilbronn gibt es noch weitere Vereine. „Wir werden derzeit vom Württembergischen Rollsport- und Inlineverband beim Wiederaufbau unterstützt“, so Susanne Jäckle. Der Sport sei recht kostengünstig: Die Rollschuhe samt Schoner kann man beim Verein leihen.

Was die Zukunft des Rollkunstlaufs im RKV Neckarweihingen angeht, hat das Team rund um Susanne Jäckle schon ambitionierte Ziele: Im Sommer soll es ein Schaulaufen für die Eltern geben und im Oktober sollen dann bereits einige Mädchen beim Kürpokal den Start gehen. Auch Marie und Sophie haben schon Pläne: Sie wollen beim nächsten Schnuppertraining wiederkommen.

Rollschuhe schnüren!

Verein
Der RKV Neckarweihingen hat rund 240 Mitglieder und bietet Rollkunstlauf, Kunstradfahren, Tischtennis, Gymnastik, Yoga, einen Radtreff und Rollsport Freizeit. Das Rollkunstlauf-Training findet immer am Freitag von 16.30 bis 18 Uhr statt – und zwar in der Sporthalle, Hermann-Hesse-Straße 20, in Neckarweihingen.

Kontakt
Wer Interesse hat oder mehr Infos braucht, kann sich bei Laura Jäckle unter laurajaeckle04@gmail.com oder bei Susanne Jäckle unter 01 52 / 22 97 57 35 oder diesannejaeckle@gmail.com melden. Weitere Infos gibt gibt es außerdem auf der Homepage des RKV Neckarweihingen.