Noch immer lagern Roma im Stuttgarter Schlossgarten und nun auch an anderen Stellen in der Stadt. Die Lage hat sich jedoch geändert: Sie sind nun in kleineren Grüppchen unterwegs. Die Polizei hat eine Erklärung dafür.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es hat sich etwas geändert in den Parkanlagen in der Stadt: Vergangenes Jahr um diese Zeit hatte es Beschwerden gehagelt. Passanten und Anrainer störten sich an den im Schlossgarten lagernden Gruppen, meist Roma aus Rumänien. Die Beschwerden sind weniger geworden, die Grüppchen kleiner und seltener im Park zu sehen. Die Strategie der Polizei und des Ordnungsamts, durch mehr Kontrollen zu verhindern, dass sich die Szene festsetzt, hat offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt.

 

„Sie sind in kleineren Grüppchen unterwegs und nicht mehr alle an einem Ort“, gibt der Polizeisprecher Stefan Keilbach wieder, was seine Kollegen beobachten. Es gebe nun statt der großen Wiese im Oberen Schlossgarten – zwischen der Theaterpassage und dem Kleinen Haus – „verschiedene, nicht mehr ganz so feste Anlaufpunkte“. Im Sommer 2015 waren regelmäßig zehn- bis 20-köpfige Gruppen im Oberen Schlossgarten anzutreffen gewesen.

Wer häufiger im Park ist, vor allem in den frühen Morgenstunden, kennt die neuen Plätze: Auf der Fläche zwischen der Skulptur der Rossbändiger und der Brücke über die Cannstatter Straße würden manche ihr Nachtquartier aufschlagen und in der Früh Matratzen wegräumen. All diesen neuen Quartieren ist eins gemein: Tagsüber verlassen die Roma sie. Das macht ihre Anwesenheit unauffälliger als im Frühjahr. Zudem sollen deutlich weniger als vor einem Jahr unterwegs sein, sagen Kenner der Szene.

Zu den Beobachtern zählt der katholische Stadtdekan Christian Hermes, der harte Worte findet: „Die, wie wir inzwischen wissen, professionell organisierten Bettelbanden wurden immer größer, aggressiver und unzumutbarer“, meint er. Er lobt das konsequente Einschreiten der Polizei, welche die Bettlergelder beschlagnahme, „die einkassiert und ins Ausland transferiert werden“, so Hermes. Er unterstütze diesen Weg, wenn gleichzeitig soziale Angebote gemacht würden – die Stadt müsse für Kinder oder bei Kälte ihre Verantwortung wahrnehmen.

Die Bezirksvorsteherin von Mitte, Veronika Kienzle (Grüne), kennt auch einen Ort außerhalb der Anlagen, einen Spielplatz am Urbansplatz. „Ich habe dort am Sonntagmorgen mit etwa zehn Roma gesprochen“, berichtet sie. Die Anrainer dort störe weniger das Nächtigen. „Sie haben beteuert, dass sie nichts gegen die Menschen haben“, sagt sie. Jedoch würden sie viel Müll hinterlassen. „Ich habe ihnen gesagt, dass das nicht geht, und sie haben gleich angefangen aufzuräumen“, erzählt Kienzle von ihrem Besuch am Urbansplatz. Man müsse die Szene in Bewegung halten. Dabei gelte es menschlich zu bleiben, „aber auch deutlich zu machen, dass sich auf Dauer kein fester Standort etablieren darf“. Drastischer formuliert das Hermes: „Nicht Stuttgart wird sich dem Lebens- und Geschäftsmodell der Bettlermafia unterordnen, sondern deren Angehörige müssen sich an unsere Kultur und Ordnung anpassen – oder eben gehen.“

Polizei setzt weiterhin in der Innenstadt mehr Kräfte ein

Die Roma sind nicht weg, aber von ihrem Hauptlagerplatz verdrängt. „Das werten wir als einen Erfolg der Einsätze“, sagt Polizeisprecher Keilbach. Es sei vorgekommen, dass die Grüppchen ihre Sachen packten und das Weite suchten, wenn sie Polizisten kommen sahen. „Sie wissen nun wohl, was es heißt, wenn wir da sind“, so Keilbach.

Für die Polizei sind die Einsätze im Park Teil der Sicherheitskonzeption Stuttgart. Dabei werden seit Ende Januar der Bereich der unteren Königstraße, die Klett-Passage sowie der angrenzende Park intensiver als zuvor überwacht. Der erhöhte Kräfteeinsatz bleibe aufrechterhalten, sagt Keilbach: „Es ist kein Ende in Sicht.“ Kriminelle Strukturen nachzuweisen, von denen der Stadtdekan spricht, sei „äußerst schwierig. Aber wir arbeiten mit hohem Personaleinsatz daran.“ Klar ist aus Sicht der Polizei, dass die Gruppen keine Bedrohung darstellten: Es seien weder Angriffe noch Raubüberfälle und andere Aggressionsdelikte bekannt, die auf die Gruppe zurückzuführen seien.