In der Erwin-Bahnmüller-Straße wohnen seit einem halben Jahr 36 Menschen in einem Mehrgenerationenhaus. Das Zusammenleben unter einem Dach läuft gut. Es gibt Fahrgemeinschaften, Kinoabende und verschiedene Hilfsangebote.

Rommelshausen - Eine interne Arbeitsgruppe ist gerade damit beschäftigt, eine Hausordnung aufzusetzen. Das Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus in der Erwin-Bahnmüller-Straße in Rommelshausen klappt bisher aber auch ohne schriftliche Vereinbarungen. „Für die kurze Zeit, in der wir zusammen sind, läuft es exorbitant gut“, sagt Susanne Häberle. Seit gut einem halben Jahr leben 36 Menschen zwischen 4 und 74 Jahren und zwei Hunde unter einem großen Dach. Das Wohnen in Gemeinschaft, kurz Wige, sei einfach nur schön, sagt Dietrich Wenzel, der mit seiner Frau Evelyne eine seniorengerechte Wohnung im ersten Stock bewohnt.

 

Von Qi Gong bis Wirbelsäulengymnastik

Das Ehepaar Wenzel gehört zu den Motoren und Initiatoren der Wige. Das reale Leben im Mehrgenerationenhaus hat ihre Erwartungen bestätigt, wenn nicht sogar übertroffen. Sie seien eine vielfältige Gemeinschaft, in die jeder seine unterschiedlichen Erfahrungen einbringe, sagt Dietrich Wenzel. Ein Mitbewohner, der Schreiner ist, habe beim Einbau der Küche im Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss Hand angelegt. Ein anderer, Elektriker von Beruf, habe ihnen bei der Montage der Lampen geholfen. Evelyne Wenzel bietet derweil Wirbelsäulengymnastik für alle Hausbewohner an, Hedwig Abel gibt Qi Gong.

Fahrgemeinschaften fürs Einkaufen

Die Gartengeräte und der Garten werden gemeinschaftlich genutzt. Es existieren Fahrgemeinschaften fürs Einkaufen, und sobald jemand Hilfe braucht, sind die anderen da. „Wenn die Traute Peters, deren Mann Herbert nicht mehr so gut drauf ist, außer Haus ist, schauen wir selbstverständlich nach ihm“, sagt Susanne Häberle. Die meisten hätten ihre Wohnungsschlüssel sowieso unter den anderen Hausbewohnern verteilt, erzählt Evelyne Wenzel. Zurzeit habe er ungefähr sechs verschiedene Schlüssel, ergänzt Dietrich Wenzel. Als Rentner sei er schließlich meist daheim und zur Stelle, wenn Handwerker kommen.

Eher Großfamilie als Wohngemeinschaft

Am Samstag wurde in der Wige das offizielle Einweihungsfest gefeiert – mit Nachbarn, Freunden, Familie, dem Architekten, vielen am Bau Beteiligten und Bürgermeister Stefan Altenberger. Im Gemeinschaftsraum war ein großes Büfett aufgebaut, zu dem alle Bewohner etwas beigesteuert hatten. Auch beim Einschenken des Begrüßungssekt arbeiteten sie Hand in Hand. Die Gastgeber machen eher den Eindruck einer Großfamilie, denn einer Wohngemeinschaft. Sie seien keine Familie, aber es fühle sich fast so an, sagen die Bewohner, die sich alle duzen. Es sei nicht immer alles pure Harmonie, sagt Susanne Häberle. „Aber es ist schön, in einem Haus mit Menschen zu leben, die einen gern grüßen.“

Der Musiker Eberhard Nowak und seine Frau Elsbeth sind erst vor kurzem als Mieter in die Gemeindewohnung in der Wige gezogen und haben sich von Anfang an wohl gefühlt. „Einen Kinoabend haben wir in unserem Gemeinschaftsraum schon gemacht, auch schon ein großes Frühstück für alle. Vielleicht gibt es ja auch bald Hausmusik bei uns“, sagt Susanne Häberle.

Lauter verschiedene Wohnungen

Die Wohnungen in der Wige sind so unterschiedlich wie ihre Bewohner. Cordula Marx bewohnt eine Ein-Zimmer-Wohnung in einem der größeren Komplexe, ihre Tochter hat mit ihrem Lebensgefährten und den Kindern eines der zwei Wige-Einfamilienhäuser bezogen. „Ich habe mich nach Gemeinschaft gesehnt, aber ich wollte weiter selbstbestimmt und individuell leben.“ Hier habe sie genau das gefunden. Wenn es ihr danach sei, könne sie sich in ihre Wohnung zurückziehen, aber vor der Tür, wo ein Laubengang die Wohnungen verbindet, warteten viele Menschen, die sich für sie interessierten. Hilfsbereitschaft innerhalb der Wige sei selbstverständlich. „Wir leben nach dem Motto: Freiheit in Verbundenheit.“