Ilona Bausenwein kümmert sich ehrenamtlich um kranke und verletzte Fledermäuse. Aktuell leben bei ihr 72 Tiere in der Wohnung. Zum Brunch for Kids des CVJM Rommelshausen hat sie Fledermäuse mitgebracht.

Rommelshausen - Mit der Geschwindigkeit einer Nähmaschine rattert das Herz des samtigen Fellknäuels. Nicht ohne Grund hat Ilona Bausenwein das Große Mausohr auf den Namen Balu, der lebendige Turbo-Porschemotor getauft: „Der Ruhepuls liegt bei 800 Schlägen in der Minute“, sagt die Fledermausexpertin.

 

Fledermäuse in der Wohnung

47 Kinder erhielten von der Tübingerin, die sich seit rund 30 Jahren ehrenamtlich um kranke und verletzte Fledermäuse kümmert, einen buchstäblich hautnahen Eindruck von den einzigen flugfähigen Säugetieren. Fünf ihrer Lieblinge, die sich zu Hause völlig frei in der Wohnung von Ilona Bausenwein tummeln dürfen und für die das Schlafzimmerfenster immer halb geöffnet ist, hat die Expertin in das Evangelische Gemeindehaus nach Rommelshausen mitgebracht.

Ilona Bausenwein ist eine Expertin für Fledermäuse. Foto: Michael Käfer
Anlass war der Brunch for Kids, den der CVJM Rommelshausen rund zehnmal pro Jahr veranstaltet. Schnell wurde am Samstag klar, dass Birgit Jäger und ihren sieben Mitstreitern eine echte Zugnummer eingefallen ist. Parallel zu einem Fledermaus-Bastelangebot und gestärkt vom Brunch durften die in zwei Gruppen aufgeteilten Kinder Balu und seine Kollegen aus der Ordnung der Fledertiere begutachten.

Jedes Tier hat einen Namen

Ilona Bausenwein hat jedem Tier einen Namen verpasst und achtet streng darauf, dass auf die Vorlieben jedes Tiers Rücksicht genommen wird. Während Balu in der Hand seiner Pflegerin gerne als Ohrwärmer herhält, ist bei King Kong dem Schrecklichen absolute Stille angesagt. „Eine Zwergfledermaus frisst pro Nacht 3000 bis 6000 Insekten“, sagt Ilona Bausenwein. Größere Tiere fängt sie mit dem Maul, kleinere Beute landet in einer Art Fangsack, aus dem die weltweit in rund 900 Arten vorkommenden Tiere im Flug naschen. Weil sie dazu den Kopf nach unten beugen müssen, können sie kurzzeitig keine der zur Orientierung dienenden Ultra-Schallwellen ausstoßen. Abhilfe leistet da eine im Gehirn der Fledermaus abgespeicherte Landkarte.

Kot ist als Orchideendünger beliebt

Vor rund 15 Jahren hat Ilona Bausenwein den Verein Freundeskreis der Schlossfledermäuse Tübingen gegründet, der unter anderem versucht, Lebensräume für Fledermäuse zu erhalten. „Tierärzte kennen sich mit Fledermäusen meistens nicht sehr gut aus“, sagt sie und versucht mit ihren Kollegen diese Lücke zu schließen. Aktuell leben bei ihr 72 Fledermäuse, die übrigens stubenrein sind und deren Kot als Orchideendünger begehrt ist. Ihr Heim dient aber nur den wenigsten Fledermäusen als Dauerquartier. „Wir haben Auswilderungsquoten von bis zu 98 Prozent“, sagt die Fachfrau, die unter anderem Biologie studiert hat.

Mit ihrer Arbeit will sie falsche Informationen über die nützlichen Tiere abbauen: „Viele Leute denken, dass Fledermäuse sich am Boden nicht bewegen können.“ Michel, das fledermäusische Düsenflugzeug, beweist das Gegenteil. Ruck-zuck hüpft er auf Ilona Bausenwein zu und erklimmt ihr Hosenbein, bevor er wieder zurück zu seinem Kuscheltuch in den nur scheinbar engen Transportkorb darf: „Fledermäuse lieben es eng und kuschelig.“ Info:
Die nächste Veranstaltung von Brunch for Kids ist ein Brunch-Spezial mit Laternen- und Fackelumzug, der am Samstag, 10. Oktober, um 18.30 Uhr am Haupteingang des Haus Edelberg startet. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www. brunch-for-kids-kernen.de.