In der Coronazeit greifen Verbraucher vermehrt zu regionaler Ware. Die Gemüsebauern in Kernen und Fellbach freut das – sie haben mit der Ernte von Rosenkohl, Wirsing, Spinat und Feldsalat derzeit viel zu tun.

Fellbach/Kernen - Die Sonne scheint auf das Rosenkohlfeld der Firma Merz Gemüse zwischen Rommelshausen und Fellbach. Die Ernte ist dort in vollem Gange. Christian Merz von Gemüsebau Merz in Kernen und seine Kollegen sind bisher zufrieden mit der Ernte. Nur die Röschen der Kohlsorte sind kleiner als sonst – wegen der Trockenheit im Sommer.

 

„Mit Bewässern konnten wir das nicht auffangen“, sagt Markus Fischer vom gleichnamigen Gemüsehof in der Beinsteiner Straße. An einigen Stellen sind zudem dunkle Pünktchen zu sehen, sie stammen von der „Weißen Fliege“. Sie macht den Landwirten zu schaffen. Markus Fischer und Christian Merz versuchen mit „Blühfeldern“ die natürliche Bekämpfung. Dort fühlen sich Insekten wohl, die zu den natürlichen Feinden der Weißen Fliege gehören. Momentan ist es dem Schädling im Freiland allerdings zu kalt.

Für das Freilandgemüse sind die niedrigen Temperaturen dagegen ideal. In Rommelshausen wächst zwar auf rund 15 Hektar seit Generationen so viel Rosenkohl wie sonst nirgendwo im Land. Auch Kohlröschen werden dort jetzt geerntet. Sie schmecken nussiger als ihr großer Bruder, der Rosenkohl.

Verbraucher kaufen in Coronazeit anders

Und sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei den Verbrauchern. Die haben ihr Konsumverhalten in der Pandemie deutlich verändert, beobachten die Gemüsebauern in Rommelshausen, zu denen auch die Familie Haap gehört. „Die Kunden kaufen in Coronazeiten vermehrt regionale Produkte“, freut sich Ronja Haap. Sie ist die amtierende Rosenkohlköngin in Rommelshausen.

Der Gemüseanbau in Rommelshausen hat eine lange Tradition: Rosenkohl wird unter anderem auch von Siegfried Lang, Werner Bucher und Felix Leyde betrieben. Die meisten Landwirte vermarkten ihre Produkte auf dem Großmarkt in Stuttgart. Nachts um 2.30 Uhr geht es dort los. Außerdem sind sie mit ihren Ständen auf Wochenmärkten und verkaufen ihre Ware im eigenen Hofladen oder bei Kollegen.

Reine Handarbeit auf dem Ackersalat-Feld

Jeden Tag werden die kleinblättrigen Ackersalat-Pflänzchen frisch geschnitten. Reine Handarbeit, die ins Kreuz geht. Kalte Finger gehören zum Geschäft, das mehrheitlich von osteuropäischen Saisonarbeiten gemacht wird. Sie kommen schon seit Jahren zu den Betrieben in Rommelshausen, man kennt sich. „Ich verlange von meinen Saisonarbeitern, dass sie sich noch zu Hause auf Covid-19 testen lassen“, sagt Christian Merz. Auf ein Ehepaar musste der Gemüsebauer deshalb als Erntehelfer verzichten, erzählt er.

Dabei haben die Landwirte alle Hände voll zu tun. Ronja Haap berichtet, dass die Rosenkohlernte im Oktober beginne und bis Ende Februar dauere. Mitte April werden die Rosenkohlpflanzen gesetzt. Durch neue Züchtungen habe sich die Erntesaison verlängert, man müsse nicht mehr den Frost abwarten. Die Bitterstoffe werden „weggezüchtet“, sagt Ronja Haap.

„Frostgare“ tut dem Boden gut

Gegen Frost haben die Anbauer von Freilandgemüse generell nichts. „Ein paar Wochen Frost wären jetzt gut“, sind sich Markus Fischer und Christian Merz einig. Die „Frostgare“ tue dem Boden gut, die Schollen würden feinkörniger. Das kommt auch dem Anbau anderer Produkte zugute. In ein paar Wochen wird bei Merz der erste Freilandsalat gesetzt, 45 000 Setzlinge sind für die erste Runde geordert.

Bis Freilandsalat in den Laden kommt, dominieren dort noch diverse Kohlsorten: Blau- und Weißkraut, Wirsing und Grünkohl. Letzterer erlebt derzeit einen wahren „Boom“, erklärt Christian Merz: „Die Leute verwenden ihn für Smoothies.“ Im Trend liege offensichtlich auch Mangold, sagt der Gemüsebauer aus Rommelshausen. Insgesamt sei die Nachfrage nach regionalem Gemüse gestiegen, das zeige auch der Absatz von Spinat und Lauch. Auch sie gibt es aktuell vom Freiland.