OB Schusters Idee einer Zukunftswerkstatt findet im Gemeinderat bisher keine Mehrheit. Die Grünen lehnen die Idee als zu kompliziert ab.

Stuttgart - Dem Oberbürgermeister ist kein Aufwand zu hoch, kein Abend zu lang und keine Mühe zu schwer, wenn es darum geht, seine Vision von der Zukunft Stuttgarts in die Tat umzusetzen. Sieben Abende hat er bereits veranstalten lassen unter dem Motto "Rosenstein - Wir gestalten unsere Stadt von morgen". An der Kriegsbergstraße hat Wolfgang Schuster ein "Stadtlabor" für Kinder und eine informative Ausstellung mit den Plänen zum Rosensteinviertel einrichten lassen. Weitere Aktivitäten sollen folgen - ganz ungeachtet der Frage, ob sich der Oberbürgermeister im Herbst 2012 noch einmal zur Wahl stellen wird oder nicht.

 

Als der bundesweit renommierte Trend- und Zukunftsforscher Peter Wippermann aus Essen auf Schusters Einladung am Freitagabend vor 250 Bürgern seine bunten und teilweise verblüffenden Thesen darlegte, entwarf der OB einmal mehr seine Sicht auf das Thema Städtebau in Stuttgart: "Der Streit um S 21 hat uns gelehrt, die Bürger noch stärker einzubinden - wir brauchen eine verlässliche Bürgerbeteiligung." Deshalb werde er beim Gemeinderat darum werben, aus der Stiftung Rosenstein eine "Zukunftswerkstatt" zu machen, in der es nicht nur um das große Quartier hinter dem Bahnhof gehen werde, sondern um alle großen Neubauviertel.

Entscheidung fällt im Herbst

Als Erste sind die Ratsgrünen, die nach der baldigen Bürgermeisterwahl von Werner Wölfle künftig wohl von Peter Pätzold geführt werden, dem OB entgegengetreten: "Der Unterausschuss zu S 21 hat die ,Mediations-Stiftung' des Oberbürgermeisters einhellig verworfen - zu kompliziert, zu sperrig." Nach Pätzolds Ansicht könnte der Grundstücksspekulation auf den rund 50 Hektar für die städtebauliche Neuordnung auch "mit dem eleganten Instrument des Erbbaurechts" entgegengewirkt werden. Und anstelle einer komplizierten Stiftungskonstruktion könnten die Bürger ihre Mitsprache auch in einem selbstständigen Beirat einbringen.

Wohlgemerkt, noch ist im Stadtparlament keine Entscheidung gefallen - erst im Herbst soll dies geschehen. Alle Seiten sind sich einig: Die Bürger müssen frühzeitig informiert und in alle Planungsprozesse eingebunden werden. Uneinigkeit herrscht freilich über den richtigen Weg. Der Schlichter Heiner Geißler hat Wolfgang Schusters Idee einer Stiftung ausdrücklich gutgeheißen - der Gemeinderat kann dieses Votum nicht übergehen. So verlautet aus den Ratsfraktionen, die Stuttgart 21 positiv gegenüberstehen, man werde die Vorschläge des Oberbürgermeisters gründlich prüfen.

Und der Zukunftsforscher? Peter Wippermann entwarf im Rathaus eine durch Computer aller Art vernetzte Welt der neuen Medien - das Rosensteinviertel dürfe deshalb kein Utopia werden, sondern ein flexibler Ort, der seinen Bewohnern das Gefühl der Heimat vermittle.