Zwischen Pragfriedhof, Rosensteinpark und Unterem Schlossgarten wird durch den Bau des Tiefbahnhofs eine große Fläche frei, die neu bebaut werden könnte. OB Kuhn will, dass sich die Bürger an der Ideenfindung beteiligen.

Stuttgart - Der Verwaltungsausschuss soll am Mittwoch einer „möglichst offenen vorgeschalteten informellen Bürgerbeteiligung“ für das Rosensteinquartier zustimmen. Das Areal zwischen Pragfriedhof, Rosensteinpark und Unterem Schlossgarten könne wegen der Tieferlegung des Hauptbahnhofs von Gleisflächen befreit und dann bebaut werden. Die Befragung solle im Frühjahr beginnen, schreibt OB Fritz Kuhn (Grüne) in seiner Vorlage für die Stadträte. Dafür stünden 200 000 Euro zur Verfügung. Die Vorschläge der Bevölkerung seien die Grundlage für politische Entscheidungen und den Planungsprozess.

 

Kuhn begründet seinen Vorschlag damit, dass „die Entscheidungen nun zu Gunsten der Durchführung von Stuttgart 21 gefallen sind“. Nachdem die Bauarbeiten begonnen hätten, gehe es „nun darum, was auf den ab 2021 zur Verfügung stehenden Flächen geschehen soll“.

Soll das Gebiet stufenweise aufgesiedelt werden?

Es gelte die Frage zu beantworten, „wie man die Chance der Belebung und Gestaltung von 100 Hektar Fläche inmitten der Stadt unter urbanen und ökologischen Gesichtspunkten am besten nutzen“ könne. Man müsse unter anderem die Frage klären, ob man das Gebiet stufenweise aufsiedeln solle; und wenn ja, in welcher Geschwindigkeit und in welcher „charakterlichen Ausformung“ die neuen Stadtquartiere entwickelt werden könnten.

Unerwähnt bleibt, ob auch finanzielle Aspekte der Ideenfindung zugrunde liegen sollen. Die Stadt wird bis zum Zeitpunkt der Übergabe bekanntlich mehr als eine Milliarde Euro für die Flächen aufgewendet haben. Sollte kein Vermögen vernichtet werden, müsste die Stadt vierstellige Quadratmeterpreise verlangen.

Es sei wichtig, „erneut in einem partizipativen Prozess nachzudenken“, gehe es im Kern doch „um keine geringere Frage, als wie wir in der Zukunft in Stuttgart leben und arbeiten wollen“. Fritz Kuhn nimmt auch die Forderung der Fraktionen nach einer Internationalen Bauausstellung auf.

Das Verfahren soll Ende Februar beginnen

Das Vorgehen sei zweistufig angelegt: Es beginne Ende Februar mit der Suche nach „erfahrenen Büros und Agenturen“, die geeignete Beteiligungsformen kennen. Dies sei die Voraussetzung für ein „professionelles Kommunikations- und Konfliktmanagement“. In der zweiten Stufe würde die Bürgerbeteiligung erst vorbereitet und dann mit Moderations- und Mediationsleistungen vollzogen.

In der in Bürokratensprache formulierten Vorlage stiften Zeitangaben zusätzlich Verwirrung. So informiert Kuhn die Stadträte richtigerweise darüber, dass die Übergabe der geräumten Gleisflächen vertraglich für 2021 vorgesehen sei. Dass sie aber von diesem Zeitpunkt der Stadt tatsächlich in dieser Form schon zur Verfügung stehen, halten selbst eingefleischte Projektbefürworter wegen des schleppenden Planungs- und Bauablaufs sowie des nötigen Probebetriebs für ausgeschlossen.

Wollte Kuhn mit dieser Formulierung zum Ausdruck bringen, schon von diesem Zeitpunkt an das Rosensteinquartier bebauen zu können, hätte er sich erheblich verschätzt. Denn erst kürzlich hat die zuständige Stadtplanerin Carolin zur Brügge bei einem Rundgang gesagt: „In zwölf oder 13 Jahren können die Bagger auffahren.“ Erst dann seien der Tiefbahnhof in Betrieb gegangen, die Gleisanlagen abgeräumt und das Areal frei gemacht. Das wäre nach ihrer Rechnung 2027 der Fall.