Die Eile, die die Fraktionen an den Tag legen, ist angesichts der langen Vorlaufzeiten von der Idee bis hin zu konkreten Bebauungsplänen verständlich. Für spannende Debatten ist gesorgt, sagt Lokalredakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Unmittelbar vor der Klausurtagung des Gemeinderats, bei dem über Visionen für die Stadt von übermorgen diskutiert wird, demonstrieren die S-21-Befürworter im Gemeinderat, dass sie das Heft des Handelns nicht dem grünen Oberbürgermeister und der Verwaltung überlassen wollen. Bereits im März hatten die gleichen Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag konkrete Vorschläge für die Entwicklung des Rosensteinquartiers gefordert. Jetzt haben sie mit eigenen Ideen nochmals nachgelegt.

 

Nachdem der Bürgerbeteiligungsprozess zum neuen Stadtviertel – mangels Beteiligung – aus Sicht von CDU, SPD, Freien Wählern und FDP nicht zur erhofften Aufbruchstimmung in der Bürgerschaft geführt hat, schlägt die Ratsmehrheit nun eigene Pflöcke ein. Motto: Wenn schon der Tiefbahnhof nach Plänen aus dem Jahr 1997 gebaut wird, möchte man wenigstens auf jenen Grundstücken, die die Stadt für viele Millionen erworben hat, städtebaulich etwas realisieren, was dem viel strapazierten Begriff vom „Jahrhundertprojekt“ gerecht wird und zukunftweisend ist.

Die Eile, die die Fraktionen an den Tag legen, ist angesichts der langen Vorlaufzeiten von der Idee bis hin zu konkreten Bebauungsplänen verständlich. Andererseits wird es selbst bei der offiziell anvisierten Fertigstellung des Bahnhofs 2021 noch Jahre dauern, bis das alte Gleisvorfeld endgültig abgeräumt ist. Und zeigen nicht gerade die immer wieder nachgebesserten Pläne für den Tiefbahnhof, dass Planung eher nach dem Grundsatz „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“ vonstattengehen sollte? Für spannende Debatten auf der Ratsklausur und in der Stadt dürfte gesorgt sein.