Rosensteinquartier in Stuttgart Wie der neue Stadtteil fast ohne Parkplätze auskommen soll
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik stimmt für einen Stellplatzschlüssel von maximal 0,3 je Wohneinheit. Wie soll das aber funktionieren?
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik stimmt für einen Stellplatzschlüssel von maximal 0,3 je Wohneinheit. Wie soll das aber funktionieren?
Wie viele Menschen einmal in dem neuen Stadtteil Rosenstein leben und arbeiten werden, steht heute noch nicht fest. Geplant sind auf dem 85 Hektar großen Gebiet bis zu 5800 Wohneinheiten sowie Schulen, Kitas und jede Menge Flächen für Gewerbe, Handel und Büros. Was dagegen klar ist und vom Gemeinderat beschlossen wurde: Es wird ein Stadtteil, in dem nur extrem wenig Autos unterwegs sein werden.
Dem Vorschlag der Verwaltung, für das Neubaugebiet einen Schlüssel von maximal 0,3 Parkplätze je Wohnung beziehungsweise 0,2 im Teilgebiet A 2 (Europaviertel) wegen der Nähe zum Hauptbahnhof festzulegen, hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik mehrheitlich zugestimmt. Allerdings nicht mit den Stimmen des bürgerlichen Lagers. Der gemeinsame Antrag der CDU, FDP und der Freien Wähler, den Schlüssel auf 0,6 anzuheben, war zuvor abgelehnt worden.
Zwar betonte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz noch einmal, dass der Verwaltungsvorschlag „an der Realität vorbeigeplant“ sei, da viele potenzielle Bewohner des neuen Stadtquartiers auch in zehn, 15 oder 20 Jahren mit dem Auto unterwegs seien und deshalb Parkraum benötigen würden, allerdings konnte er die Grünen, die SPD sowie das Linksbündnis nicht beeindrucken. „Wir bauen einen Stadtteil der Zukunft – auch für ältere Menschen und Kinder“, so Fraktionsvorsitzende Petra Rühle. Sie wie auch Stefan Conzelmann, Fraktionschef der SPD, sehen dagegen die hervorragende ÖPNV-Anbindung und das geplante Fuß- und Radwegenetz als eine der Stärken des künftigen Stadtteils Rosenstein. „Wenn nicht dort, wo sonst soll die Stadt ein solch visionäres Projekt realisieren“, so Stefan Conzelmann.
Um ein hohes Maß an Mobilität zu gewährleisten, sehen die städtischen Planer für den neuen Stadtteil ein breites Angebot an Carsharing vor: Für jeweils zehn Wohnungen soll ein Stellplatz für ein Carsharing-Fahrzeug geschaffen werden. Besucherinnen und Besucher des Stadtteils, die mit einem eigenen Fahrzeug anreisen, sollen auf die kostenpflichtigen Stellplätze der Quartiersparkhäuser zurückgreifen können. Ein Ausweichen des Parksuchverkehrs in angrenzende Stadtgebiete soll über das kostenpflichtige Parkraummanagement verhindert werden. Für soziale Dienste, Handwerker oder Kurier- und Logistikdienste sieht die Planung spezielle Parkflächen vor. Baubürgermeister Peter Pätzold betonte im Hinblick auf den neuen Stadtteil: „Stuttgart-Rosenstein ist als innovativer und damit zukunftweisender Stadtteil konzipiert, in dem wir auch im Bereich der innerstädtischen Mobilität neue Wege gehen.“
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Stuttgart-Rosenstein müssen nicht zwingend über ein eigenes Auto verfügen: Angesichts der zentralen und damit verkehrsgünstigen Lage haben sie die Möglichkeit, die meisten ihrer Wege mit umweltverträglichen Verkehrsmitteln wie Fahrrad, Lastenrad oder dem ÖPNV zu bewältigen. Durch den Neubau der S-Bahn-Haltestelle an der Mittnachtstraße wird die innerstädtische Anbindung noch verbessert. Es ist geplant, dass hier alle sechs S-Bahn-Linien halten werden. Damit wird die Station zu einem der wichtigsten innerstädtischen Knoten- und Umsteigepunkte.