Wer rund um die Baustelle Rosensteintunnel mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss immer wieder absteigen, schieben und warten. Die Grünen fordern deshalb ein neues Konzept, auch für die Zeit nach der Fertigstellung des Tunnels.

Bad Cannstatt - Fahrrad und Helm statt Bürostuhl und Computer: Zu einem ungewöhnlichen Termin sind kürzlich die beiden Landtagsabgeordneten der Grünen, Nikolaus Tschenk und Brigitte Lösch nach Bad Cannstatt aufgebrochen. Mit dem Fahrrad sind sie zusammen mit Cannstatter Bezirks- und Gemeinderäten der Grünen und interessierten Bürgern vom Rosensteinpark nach Bad Cannstatt und wieder zurück gefahren, um sich vor Ort ein Bild von der Radwegsituation rund um die Großbaustelle zu machen.

 

„Wir wollen zeigen, was sich für Fußgänger und Fahrradfahrer verändert und welche Probleme sich ergeben“, sagte Lösch. Zunächst hätten sich die Wegebeziehungen zwischen Bad Cannstatt und der Stuttgarter Innenstadt nämlich durch die Baustelle verschlechtert, da der Elefantensteg bereits abgerissen sei und auch der Holzsteg wegfallen werde. Fahrradfahrern und Fußgängern bleiben zunächst nur die Wege über die Rosenstein- und die König-Karls-Brücke. Dies ist für die Grünen keine Lösung: „Manche Wege dürfen eigentlich noch nicht einmal mit dem Fahrrad genutzt werden“, sagte der Cannstatter Grüne Dietrich Haaf und zeigte auf das Schild, das den Weg, der vom Schloss Rosenstein hinab zur Wilhelma führt, als reinen Fußweg ausweist.

Nicht überall ist Fahrradfahren erlaubt

Per pedes unten angekommen wird es für die große Gruppe nicht unbedingt einfacher. Weil es den Elefantensteg nicht mehr gibt, müssen Fußgänger und Fahrradfahrer die B 10 über eine Fußgängerampel überqueren, deren Insel in der Mitte der viel befahrenen Straße relativ schmal ist. Dies sei gerade an dieser Stelle gefährlich und problematisch: „Zur Wilhelma kommen besonders viele Familien mit Kindern und Schulklassen“, so die Cannstatter Bezirksbeirätin Brigitte Schreiner. Auch wenn die Straße überquert ist, wird der Weg für die Truppe nicht einfacher: Auch der zurzeit noch nutzbare Holzsteg darf eigentlich von Fahrradfahrern nicht genutzt werden. Erneut heißt es schieben.

Einfacher haben es Fußgänger und Fahrradfahrer, die den Neckar über die König-Karls-Brücke überqueren: Dort ist der Radweg durchgängig. Für die Grünen ist er dennoch keine ideale Lösung: Der Weg sei, vor allem zwischen dem Mineralbad Leuze und der Haltestelle Mineralbäder zu schmal, zu kurvig und zu unübersichtlich. Dies sei schon immer ein Problem gewesen, das sich aber durch die Baustelle und die damit verbundene leichte Verlegung des Fahrradstreifens noch verstärkt habe, sagte Haaf, der den Bereich zwischen Bad Cannstatt und dem Schlossgarten als einen Brennpunkt des Stuttgarter Radverkehrs bezeichnete: „Nirgendwo müssen so viele Radfahrer durch.“ Bereits heute seien 1,2 Millionen Radler (circa fünf Prozent der Verkehrsteilnehmer) im Jahr an diesem Knotenpunkt unterwegs. Eine Verdopplung oder gar Vervierfachung dieser Zahl, wie sie den Grünen vorschwebt, sei mit den jetzigen Lösungen nicht möglich.

Direkte Verbindung in den Schlossgarten gewünscht

Es müsse nun überlegt werden, wie die Verbindung über den Neckar wieder verbessert werden könne, sowohl während der Bauzeit als auch nach der Fertigstellung des Rosensteintunnels: „Die jetzige Planung ist nicht gut“, sagte Tschenk. Der vorgesehene kombinierte Fußgänger- und Radwegesteg sei nicht mehr zeitgemäß. „Wir brauchen ein funktionierendes Radwegekonzept“, sagte Lösch. Sonst sei langfristig zu befürchten, dass nicht nur die Besucherzahlen der Wilhelma zurückgingen.

Die Cannstatter Grünen wünschen sich eine direkte Verbindung von der Hauptradroute 11 (zwischen Mühlhausen und Bad Cannstatt) in den Schlossgarten. Der optimale Fahrradweg würde aus ihrer Sicht ungefähr dort verlaufen, wo sich heute eine Baustraße neben den Gleisen der Stadtbahnlinie U 14 befindet.