Rosensteinviertel in Stuttgart Grüne S-21-Partner streiten um Flächen

Die Zukunft der Gleisflächen sorgt für Streit zwischen Stadt und Land. Foto: Storck

Der Haussegen zwischen Landesverkehrsministerium und Stuttgarter Rathaus hängt schief, seit Minister Winfried Hermann über den Erhalt von Kopfbahnhofgleisen nachdenkt. Nun hat Hermanns Ministerium ohne Wissen der Stadt bei Planern angefragt, ob der Erhalt von Gleisen möglich ist. Der Minister gibt sich unwissend.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Das Klima unter zwei Partnern bei Stuttgart  21 ist schwer belastet. Im Fokus des aktuellen Zwists stehen das Landesverkehrsministerium und das Stuttgarter Rathaus, an deren Spitzen in Winfried Hermann und Fritz Kuhn zwei grüne Parteifreunde stehen. Bei einem turnusmäßigen Treffen aller Projektpartner hat sich der Vertreter des Landesverkehrsministeriums, der dortige Abteilungsleiter Öffentlicher Verkehr, Gerd Hickmann, kritische Fragen vonseiten der Stadt anhören müssen. Im Rathaus ist man über den Vorstoß von Hickmanns Chef, dem Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Gleise zum Kopfbahnhof zu erhalten, alles andere als amüsiert. Dass das Ministerium ohne Wissen der Stadt bei jenem Planungsbüro die Chancen für beibehaltene Gleise auslotete, das siegreich aus dem städtebaulichen Wettbewerb Rosenstein hervorgegangen ist, wertet man als grobes Foul. Winfried Hermann bestätigt einen entsprechenden Vorstoß seines Hauses gegenüber der StZ. „Nach Auskunft der Stadt habe ich von einem solchen Kontakt erfahren, von dem ich nicht wusste, ihn nicht abgesegnet habe, weil wir selbstverständlich in städtebauliche Verfahren nicht eingreifen“, erklärt Hermann auf Anfrage. Die Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft ASP Architekten/Koeber Landschaftsarchitektur hatte Anfang April den städtebaulichen Wettbewerb Rosenstein zur Nachnutzung der durch Stuttgart 21 frei werdenden Gleisflächen gewonnen.

 

Hermann setzt auf Arbeitsgruppe

„Selbstverständlich weiß ich, dass die Fläche der Landeshauptstadt gehört und dass nur sie über die Nutzung entscheiden kann“, sagt Hermann. Als Verkehrsminister müsse er aber „rechtzeitig Verkehrsfragen thematisieren, deren Lösung auch im Interesse der Landeshauptstadt sind.“ Der Grüne verweist auf seinen Vorschlag zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe „in der Annahme, dass die Stadt an der Klärung der offenen Fragen Interesse hat“.

Nachdem Zweifel an der Leistungsfähigkeit des umgebauten Bahnknotens in Stuttgart aufgekommen waren, denen die Bahn „mit Nachdruck“ widersprochen hat, brachte Hermann den Bau von Kopfbahnhofgleisen „in der Ebene -1“ ins Gespräch gebracht – also einen weiteren Tiefbahnhof in der Stadt. Zudem hatte Hermann auf die schwierige Situation rund um den Flughafen verwiesen. Dort ist mit dem Bau noch nicht begonnen. Für einen Abschnitt liegt noch keine Baugenehmigung vor, bei einem weiteren ist der Bau juristisch gestoppt worden. An der Grundidee, den Eisenbahnverkehr aus dem Südwesten des Landes, die sogenannten Gäubahnzüge, über einen Halt am Landesflughafen in die Innenstadt zu leiten, will Hermann festhalten. Sein Vorstoß habe darauf keine Auswirkungen, „weil die Anbindung des Landesflughafens über die Gäubahn vertraglich in der Finanzierungsvereinbarung festgelegt ist. Wir haben uns erst diese Woche beim Präsidenten des Eisenbahnbundesamts dafür eingesetzt, dass die Flughafenanbindung planfestgestellt werden kann.“

Stadt hat schon früh ihren Standpunkt klar gemacht

Der Minister setzt aber darüber hinaus auf den Weiterbetrieb der Gäubahn zwischen Vaihingen und der Innenstadt. „Mit dem Erhalt der Anbindung der Panoramabahn wäre es möglich, darüber hinausgehende Angebote zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu fahren.“ Entsprechende Ideen hatte die Stadt zuletzt immer wieder abgelehnt unter Hinweis auf ihre städtebaulichen Ziele. „Das Rosensteinviertel ist zentral für die Stadtentwicklung. Hier werden wir keine Abstriche machen. Das hat auch der Gemeinderat so beschlossen“, hatte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) die aufkommende Diskussion im Februar kommentiert. Die Stadt habe daher ein überragendes Interesse, die durch Stuttgart 21 frei werdenden Gleisflächen vollständig und sofort nach der Inbetriebnahme des neuen Tiefbahnhofs zu nutzen.

Weitere Themen