Zwischen neuer Unterkunft und im Freien geparkten Fahrzeugen: Mal viel Platz, mal muss improvisiert werden. Die Arbeitsbedingungen der Ortsvereine des Roten Kreuzes sind sehr unterschiedlich. Ein Überblick.

Strohgäu - Elke Hahn (52) freut sich „immens“. Das Wort „Schmuckkästle“ benutzt die Vorsitzende des Ortsvereins des Roten Kreuzes (DRK) im Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen, wenn sie von dessen neuer Unterkunft spricht. Diese ist in der Siebenbürgenstraße, sie ist hell und modern. Im Ausbildungsraum hängt ein Beamer, alle Arbeitsplätze haben drahtloses Internet. Die Leitungen und Fenster sind neu, teils auch die Böden. Die Wände innen und außen gestrichen, Küche und Toiletten saniert. Die Einsatzfahrzeuge stehen vom Frühjahr an im benachbarten Bauhof. Angesichts der Annehmlichkeiten stören Elke Hahn die noch herumstehenden Farbeimer und Werkzeuge oder der verschmutzte Boden kaum – obwohl man sich sputen müsse: Am 21. September weiht das DRK das etwa 120 Quadratmeter große Domizil mit geladenen Gästen ein.

 

Das Gebäude ist kostenfrei nutzbar, nur Nebenkosten fallen an

Hinter den ehrenamtlichen Helfern liegt eine anstrengende Zeit. Seit Dezember 2016 renovierten sie mit Handwerkern das städtische Gebäude, in dem bis dato eine sechsköpfige Familie lebte. Die Sanierung kostete fast 90 000 Euro, davon kommt etwa die Hälfte von der Stadt. Bis es soweit war, stand die Zukunft des DRK auf der Kippe. „Wir haben drei Jahre lang eine neue Bleibe gesucht“, sagt Hahn. Nach 17 Jahren muss das DRK raus aus dem alten Feuerwehrgerätehaus in Korntals Stadtmitte – im Zuge der Neugestaltung weicht es drei Stadtvillen. Zuvor ist das DRK mehrfach umgezogen, steckte viel Geld in Renovierungen.

Hahn berichtet, wie schwer es für Vereine ist, eine vernünftige Unterkunft zu finden. Weil das DRK die Kosten für private Räume langfristig nicht stemmen könne, sei es auf die Hilfe der Stadt angewiesen – die Vereine aber gleich behandeln will. Trotzdem habe die Verwaltung sich „reingehängt“, um etwas Geeignetes zu finden, sagt Hahn. „Dafür sind wir sehr dankbar“, zumal das DRK dauerhaft in der Siebenbürgenstraße bleiben will. Der Mietvertrag laufe über 15 Jahre. Der Verein bekam das Gebäude laut Stadt kostenlos überlassen, er zahle nur die Nebenkosten.

Nach dem Umzug will sich das DRK wieder voll der Vereinsarbeit widmen und Nachwuchs gewinnen. 16 der 50 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. „Wegen der Suche nach einer neuen Unterkunft haben wir einiges vernachlässigt“, bedauert Elke Hahn. Als Nächstes hat das 88-Jahr-Bestehen in 2019 Vorrang. Dazu soll es für die Öffentlichkeit am Pfingstwochenende im Juni einen Tag der offenen Tür geben – und für das DRK „viel Zulauf“, so die Hoffnung.

Münchingen hat zu viele Garagen

102 Mitglieder hat das Münchinger DRK – mit Folgen. „Wir arbeiten sehr professionell und sind überregional organisiert, entsprechend viel Ausrüstung müssen wir unterbringen“, sagt der Vize-Vorsitzende Dietmar Müller. Platz haben die Helfer, jedoch „verteilt im ganzen Ortsgebiet“. Die sieben Einsatzfahrzeuge sind an vier Standorten untergebracht, darunter in der Schulstraße bei der Feuerwehr, wo auch das DRK sitzt. Diese „Zerstückelung“ koste bei Einsätzen unnötig Zeit, sagt Müller. Die Stadt kennt den Wunsch der Helfer nach einer einzigen Fahrzeughalle. „Wir prüfen die Möglichkeiten“, heißt es dazu auf Anfrage. Zunächst muss die Stadt ein anderes Problem lösen: In der Garage in der Schulstraße kommt es aufgrund der schlechten Belüftungssituation zu Feuchtigkeitsproblemen. „An einer Lösung wird gearbeitet.“

Gerlinger parken im Freien

Der Gerlinger Ortsverein klagt seit Jahren, dass zwei Einsatzfahrzeuge vor der Unterkunft im Alten Schulhaus an der Ditzinger Straße im Freien stehen müssten. Das schade den Autos. Die ständige Einsatzbereitschaft könne man im Winter nur durch elektrische Heizlüfter in den Wagen gewährleisten. „Wir müssen die Kabel durch offene Fenster ins Auto und ins Haus führen“, sagt der Vorsitzende Thilo Lang. Immer wieder habe man von Vertretern der Stadt gehört, die Verwaltung wisse um das Problem, habe aber andere Prioritäten. Zudem, sagt Lang, brauche man seit Jahren dringend eine neue Unterkunft für die Kleiderkammer. „Was die Räume betrifft, fehlt uns die Unterstützung durch die Stadt“, sagt Lang. Man sei in Gesprächen, hieß es dazu vor einiger Zeit im Sozialausschuss des Gemeinderats. Es „dauert aber noch etwas“, sagt die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel.

Hemmingen zieht um

Das Hemminger DRK erhält neue Garagen für seine Einsatzfahrzeuge – im alten Feuerwehrmagazin in der Seestraße. Dieses Quartier gibt die Feuerwehr Ende Oktober auf und zieht in ihr neues Haus an der Konrad-Haller-Straße. Das Rote Kreuz bekomme eine Garage, die 1974 an das damals neue Kombigebäude aus Feuerwehrmagazin und Kindergarten angebaut wurde. Damit schließe sich der Kreis, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU): „Dies wurde damals vom DRK gebaut.“ Die große Fahrzeughalle werde zunächst für die Winterdienstfahrzeuge des Bauhofs genutzt.

Ditzingen ist zufrieden

„Wir können nicht klagen“, sagt Lutz Humbert, der Bereitschaftsleiter des Roten Kreuzes in Ditzingen. Man habe zwar nur ein Tor zur Tiefgarage des Fuchsbaues an der Leonberger Straße und müsse deshalb gelegentlich rangieren, „wir haben aber von allen Ortsverbänden im Landkreis die zweitgrößte Unterkunft“.