Der Boss der Badischen Staatsbrauerei Rothaus, Christian Rasch, verärgert die Brauer mit falschem Eigenmarketing. Er attestiert seiner Marke die beste Qualität an Gerstenmalz.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Grafenhausen - Es gärt – allerdings nicht im Sudkessel, sondern atmosphärisch unter den Bierbrauern im Land. Den Sturm im Bierglas hat der Chef der Badischen Staatsbrauerei Rothaus entfacht. Der 46 Jahre alte Christian Rasch, seit etwas mehr als einem Jahr im Amt und seit Langem der erste Boss der Tannenzäpfle-Brauerei, der nicht als ausgedienter Politiker im Hochschwarzwald abgelagert wird, hat in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Econo“ behauptet: „Wir sind die einzige Brauerei in Baden-Württemberg, die ausschließlich die beste Qualitätsstufe an Gerstenmalz kauft.“ Die anderen Brauereien würden ihre Kosten senken, indem sie ihre Rohstoffe aus Russland, Bulgarien oder Australien kaufen, verbreitete der gebürtige Lörracher.

 

Uninformiert und verlogen, lautet die Kritik

Frech, lächerlich und erlogen sei das, erklärt daraufhin ein empörter Konkurrent, der seinen Namen nicht nennen will. Der Hotelbetriebswirt Rasch, der zuvor beim Braukonzern Radeberger, zuletzt bei dessen Stuttgarter Tochter Hofbräu als Marketing- und Vertriebschef tätig gewesen ist, hätte sich über die Art und Weise, wie andere Brauer in der Region produzieren und woher diese Hopfen (aus Tettnang und Hallertau) und Malz (aus Gerste der Region) beziehen, leicht informieren können. Vom Rothaus-Standort Grafenhausen bis Waldhaus sind es keine sechs Kilometer. Die dort ansässige Waldhaus-Brauerei heimst bei Wettbewerben einen Preis nach dem anderen ein und pflegt das Bierbrauen als Handwerk. Früher hat es einen regen fachlichen Austausch zwischen den Braumeistern gegeben. Rasch soll den Waldhausern erklärt haben, das dieser nicht mehr erwünscht sei.

Kleinlaut nach dem Marketingflop

Einigermaßen sauer aufgestoßen ist Raschs Eigenlob auch der Vereinigung „Brauer mit Leib und Seele“, einem Zusammenschluss von neun kleinen Brauereien im Land, die sich in ihren „Zehn Grundsätzen für ein besseres Bier“ dazu verpflichtet haben, ausschließlich Hopfen und Malz aus heimischem Anbau zu verwenden. Mittlerweile ahnt der Rothaus-Chef wohl, dass er sich einen Marketingflop geleistet hat und mäkelt kleinlaut nur noch etwas an der angeblich mangelnden Transparenz auf den Etiketten herum. Er sollte einfach mal bei den Zäpfle-Etiketten damit beginnen.