180 illegale Bordelle soll es in Stuttgart geben. Im Leonhardsviertel liegt nur eine Handvoll von ihnen. Trotzdem ist das Altstadtquartier im Fokus. Ein dortiger Bordellbetreiber hat nun Stadträte zu sich zum Gespräch eingeladen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Stuttgart - Heute „habe ich verstanden, warum die Preise so verfallen“, sagt Iris Ripsam. Sie meint die Preise für Sexarbeit. Ripsam sitzt in einem Bordell. Auf der Bühne vor ihr werden später Frauen strippen. Männer, die Lust auf mehr bekommen, gehen die Treppe hoch. Die Preise beginnen dort bei 30 und enden bei 180 Euro. Ansonsten sitzt Ripsam im Beirat des Frauenhauses und ist frauenpolitische Sprecherin der CDU im Gemeinderat.

 

John Heer hat in sein Bordell eingeladen, zum „Tag der offenen Tür“, wie er sagt. Drei weitere Christdemokraten sind mit Ripsam gekommen. Nachher werden sie Frauen befragen, die oben anschaffen. Die werden, wenig überraschend, bestätigen, dass sie sich hier wohl fühlen. Zuerst aber will Heer erklären, warum er den Umgang der Stadt mit der Prostitution für falsch hält, vor allem, warum die Preise verfallen. „Das liegt daran, dass die Stadt 180 illegale Bordelle duldet“, sagt er.

Konzept gegen Auswüchse der Prostitution ist umstritten

Für die Zahl hat Heer einen erstklassigen Kronzeugen. Sie stammt vom Polizeipräsidenten Franz Lutz. Umstritten ist sie trotzdem: In 180 Häusern schaffen Frauen an. Genehmigt ist die Prostitution nur in fünf. Der Streit entzündet sich daran, wie viele jener Häuser die Stadt als illegale Bordelle einstufen und mit juristischen Mitteln schließen könnte. „Ungefähr 20“, schätzt Hermann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer.

Seit Dezember existiert ein Konzept gegen Auswüchse der Prostitution im Leonhardsviertel – von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Seither, heißt es von amtlicher Seite, sei der Druck aufs Milieu deutlich erhöht. Das sieht Heer anders. Das Konzept „ist in der Praxis nicht umsetzbar“, sagt er, ohnehin: Nur 14 jener 180 Häuser seien im Leonhardsviertel zu finden. „Eigentlich gibt es kein Konzept für den Umgang mit Prostitution“ – jedenfalls kein stadtweites.