Union Jacks, wohin man schaut, Medien mit Babybildern auf der Titelseite und die Sehenswürdigkeiten der britischen Metropole pink angestrahlt: das neue Royal Baby zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, berichtet unser Korrespondent Peter Nonnenmacher.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Ihr erstes Wochenende auf Erden ist zu einem ereignisreichen geworden. Am Samstagmorgen erblickte Kates und Williams kleine Tochter das Licht der Welt. Zehn Stunden später musste sie schon ihren ersten Photocall absolvieren, bevor sie von ihren Eltern aus dem St. Mary’s Hospital nach Kensington Palace geschafft wurde. Am Sonntag ließ sie sich von der lieben Verwandtschaft bestaunen. Und an diesem Montag – der ein Feiertag ist in Grossbritannien – werden ihr zu Ehren im Hyde Park und am Tower von London insgesamt 103 Kanonenböller abgefeuert. Tower Bridge, Londons Telefonturm und das Riesenrad an der Themse sind ohnedies speziell illuminiert worden, um ihren Geburtstag zu feiern. Die Fontänen am Trafalgar Square sprudelten Samstagnacht in einem Farbton, der wohl rosa sein sollte.

 

Nach dem langen Warten der Royalisten und der Medien auf die neue Nummer Vier in der britischen Thronfolge war letztlich am Samstagmorgen alles doch recht schnell verlaufen. Um sechs Uhr früh traf Catherine, Herzogin von Cambridge, in der Klinik in Paddington ein. Zweieinhalb Stunden später war ihr zweites Kind, das neue Prinzesslein, schon geboren. Reporter, die von der Nachricht überrascht wurden, mussten im Strassengetümmel von ihren Teams erst wieder aufgespürt und vor die Kamera gezerrt werden. „It’s a Girl!“ kreischten nur immer wieder entzückt die vor der Klinik campierenden Monarchisten mit ihren Union Jacks.

Den Fotografen winkt George schon ganz abgeklärt zu

Nachmittags wurde George, der „große“ Bruder, von Papa William in die Klinik gebracht, um seine Schwester zu begutachten. Ein bisschen musste sich George noch an seinen Vater klammern, bei dieser Gelegenheit. Aber er wusste schon ganz professionell den Fotografen zuzuwinken – auch wenn ihm das Ganze wohl nicht geheuer war.

Das alles steht dem jüngsten Familienmitglied noch bevor. Diesmal durfte die just geborene Prinzessin, als sie der Welt vorgestellt wurde, noch selig schlummern, unter einem weissen Schal und in den Armen ihrer Mama. Die Medien waren’s zufrieden. Londons Sonntagszeitungen erschienen durchweg mit der „süßen Kleinen“ auf der Titelseite. Den Segen Gottes wünschte den Royals, mit der Überschrift „BLESS HER“, der „Sunday Express“. Von einer „neuen Volksprinzessin“ schwärmte schon die „Sunday Times“. Nur der eigensinnig-republikanische „Independent-on-Sunday“ verbannte den Bericht über die royale Geburt tief ins Blattinnere (auf Seite 29, ganz unten). Er hielt daran fest, dass die Wahlen dieses Donnerstag wichtiger für die Zukunft seiner Leser seien als ein noch so goldiges, neu zu fütterndes Mäulchen im Palast.