Ludwigsburg - Kürzlich erreichte uns eine Pressemitteilung, die vor allem Leser mit einer Schwäche für Royales interessieren dürfte. Kurz gefasst wird darin berichtet, dass in Windsor Castle, einer Hauptresidenz der englischen Queen, die gleiche antike Prunkuhr steht wie auch im Schloss Ludwigsburg. Wir kommen gleich darauf zu sprechen, um welche Uhr es sich handelt, warum sie in beiden Schlössern steht und was das für uns Otto Normalhausbewohner bedeutet.
Viel interessanter sind aber die Begleitumstände der Entdeckung. Denn aufgefallen ist die Dopplung Patricia Peschel, Kunsthistorikerin und als Oberkonservatorin verantwortlich für die große Sanierung und Restaurierung des Residenzschlosses Ludwigsburg. Sie hat während der Feiertage einen Bericht über die Weihnachtsansprache der Queen gesehen. In der Pressemitteilung wird betont, dass dies „zufällig“ geschehen sei. Wie die Queen da so saß vor dem prunkvollen Marmorkamin im Grünen Zimmer von Windsor Castle, ist Peschel auf dem Kaminsims hinter Elizabeth II. eine ihr bekannte Uhr aufgefallen.
Nun werden die Gala-Leser unter uns wissen, dass es exakt dieser vom englischen Königshaus perfekt inszenierte Bildausschnitt war, der auch bei anderen Zuschauern für Verblüffung gesorgt hat, nämlich bei Prinz Harry und Herzogin Meghan. Denn auf dem Tisch vor der Queen standen Fotos mit allerlei Verwandtschaft: Prinz Charles und Camilla, Elizabeths Vater König George VI., ihr Mann Prinz Philip, Prinz William und Herzogin Kate – aber eben nicht Harry und Meghan! Der Rest ist bekannt: Megxit aus mit Prinzenrolle, von nun an gibt es nur noch royale Teilzeit für die beiden.
Abgebildet ist der Raub der Sabinerinnen
Während dieser jetzt wohl schon historische Bildausschnitt das britische Königshaus in eine tiefe Krise gestürzt hat, konnte das Schloss Ludwigsburg ihn nutzen, um zu zeigen, dass man einrichtungstechnisch in der obersten Liga europäischer Residenzen mitspielt.
Bezeichnend ist dabei auch die Uhr selbst: Es ist eine Kaminuhr aus vergoldeter Bronze, die auf einem Marmorsockel steht. Nach Recherchen von Peschel ist sie um das Jahr 1810 hergestellt worden – und zwar von einem Philippe Thomire in Paris, seinerzeit der beim europäischen Hochadel beliebteste Händler für derartige Schlossausstattungsstücke.
Darauf zu sehen ist laut Peschel eine Szene antiker römischer Geschichte: eine Episode aus dem Krieg zwischen den Römern und den Sabinern. Rom-Fans wissen: Dieser Krieg war ausgebrochen, weil ein Volksstamm dem anderen die Partner erst wegnimmt, dann wegheiratet und schließlich von ihrer Sippe entfremdet. Hat die Queen den Megxit etwa vorhergesehen und das subtil mit dem Arrangement dieser Uhr angedeutet? Wir werden es nie erfahren.
Welche Möbelstücke kommen beim Auszug zum Vorschein
Aber was hat das alles mit uns Normalsterblichen zu tun? Nun, kennen Sie das, wenn Sie zum ersten Mal in der Wohnung von Freunden oder Bekannten sind und die Einrichtung auf bekannte Möbelstücke von Ikea scannen? Die Allgegenwart von „Billy“, „Pax“ oder „Poäng“ hilft uns Durchschnittsmenschen, eine neidreduzierende Erkenntnis zu erlangen: Die kochen ja auch nur mit Wasser. Und so ähnlich ist es mit der Uhr in Windsor Castle, nur eben in der Liga der Schlossverwalter. Vielleicht gibt es ja noch mehr solche Aha-Momente in Ludwigsburg – wenn Harry beim Auszug seine Möbel herausträgt.