Prinz Harry kommt unter die Haube. Am Montag gab das Königshaus seine Verlobung mit Meghan Markle bekannt. Ein einfaches Leben wird es nicht werden für die US-Amerikanerin im Scheinwerferlicht der royalen Bühne.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Zuletzt riss der englischen Boulevardpresse dann doch der Geduldsfaden. „Mensch, Harry, beeil dich doch!“, stöhnte am Wochenende die „Mail on Sunday“. „Die Nation wartet darauf.“ Meghan Markle, Prinz Harrys Flamme, war kurz zuvor in Chelseas King’s Road beim Einkaufen gesichtet worden. Ihre Hunde, wurde aus Toronto gemeldet, seien reisefertig für den Umzug ins Vereinigte Königreich. Schon im Oktober, wusste man ja, hatte die Queen dem Paar beim Tee im Buckingham-Palast ihren Segen gegeben. So wartete alles auf den nächsten Akt der großen Windsor-Show.

 

Am Montag war es dann endlich so weit: Kronprinz Charles gab die bevorstehende Hochzeit seines zweiten Sohnes mit der amerikanischen Schauspielerin „Ms. Meghan Markle“ bekannt. Die Verlobung, erklärte Charles, habe bereits stattgefunden. Die Hochzeit sei fürs kommende Frühjahr geplant. Munter begann kurz darauf das Gratulationsgeläut allerorten. Ihre Majestät die Königin versicherte, dass es ihr und ihrem Gemahl „ein Vergnügen“ sei. Harrys Bruder William und dessen Frau Kate zeigten sich „sehr aufgeregt“. Die Eltern der Braut wünschten der Tochter und ihrem Künftigen „ein Leben voller Glück“.

Ein einfaches Leben wird es nicht werden im Scheinwerferlicht der royalen Bühne. Das wissen auch der 33-jährige Prinz und seine 36-jährige Verlobte genau. Schon im November 2016, als ihr Verhältnis bekannt wurde, hatten ihnen gewisse Medien übel zugesetzt – dieselben Medien, die nun am lautesten jubeln über die Hochzeit im nächsten Jahr. Einige Kommentatoren hatten zum Beispiel moniert, dass die in der Fernseh-Soap „Suits“ mitwirkende Markle bereits einmal verheiratet war – mit ihrem Film-Produzenten. Harrys Wahl, berichtete der „Daily Telegraph“, erinnere brave Royalisten ungut an Wallis Simpson, eine andere geschiedene Amerikanerin, die Eduard III. einst zum Thronverzicht bewogen hatte, und habe im Buckingham zu einem missbilligenden „Anheben der Augenbrauen“ geführt.

Die Familie ist erleichtert, die Boulevardpresse lästert

Rupert Murdochs „Sun“ brachte Meghan Markle außerdem mit einer Porno-Webseite in Verbindung, mit der sie nichts zu tun hatte. Und die „Daily Mail“ wunderte sich darüber, dass der Prinz sich eine Frau angelacht habe, die „etwas abweicht vom normalen Typus“ Harrys. Die nicht in die Kategorie der „High-Society-Blondinen“ fiel, an die Harry sonst sein Herz verlor. Was die Zeitung damit meinte, war die simple Tatsache, dass Markles Vater weiß, ihre Mutter aber schwarz ist, mit echten Rastalocken: Ein Tabubruch für die englische Krone und ihre Traditionalisten – und zweifellos ungewohnt für die Königin.

Die „Mail on-Sunday“-Kolumnistin Rachel Johnson, Schwester von Außenminister Boris, formulierte, was Englands Establishment beschäftigte, folgendermaßen: So das Paar einmal Kinder habe, würden sich „der Windsors wässriges, dünnes blaues Blut und die blasse Haut und das rötliche Haar der Spencers mit einer reichen und exotischen DNA verdicken“. Johnson fand diese Bemerkung „gar nicht rassistisch“. Aber Harry ärgerte sich offenbar. Er attackierte wenig später scharf „Anspielungen“ aller Art und „wüstes Geschmier“ in der Presse. Die Besitzerin der „exotischen DNA“ ließ die Obsession mit ihrer Hautfarbe dagegen kühl an sich abgleiten. Sie sei „stolz darauf, eine starke, selbstbewusste, gemischtrassige Frau zu sein“, erklärte sie.

Als solche und als selbst ernannte Feministin bringt Markle einen durchaus neuen Farbton in die bislang eher graue britische Monarchie. Prinz Harry, der Fünfte der britischen Thronfolge, scheint seinerseits froh darüber zu sein, sich festgelegt und bald etwas zu feiern zu haben.

Die Zeit des „Party-Prinzen“ ist schon lange vorbei

Noch erinnern sich viele Briten an Harrys frühere Eskapaden – an den „Party-Prinzen“, der aus Jux eine Nazi-Uniform trug, vor einem Nachtclub betrunken in die Gosse rollte und in Las Vegas abgelichtet wurde, wie er beim Strip-Billard alle Kleider verlor. Seither hat sich Harry erst mit einigen Jahren Militärdienst und neuerdings als äußerst engagierter Schirmherr eines von ihm gegründeten Kriegsversehrten-Verbandes eine Menge Respekt erkämpft.

Als der jüngere Bruder eines künftigen Königs von England weiß Harry außerdem, wo sein Platz ist im königlichen Reglement. Wie man hört, soll die Hochzeit im März stattfinden – rechtzeitig, bevor Kate, die Herzogin von Cambridge, ihr drittes Kind zur Welt bringt.