RTL will über ein Medium Kontakt zum toten Uwe Barschel aufnehmen. Die Witwe ist begeistert.

Berlin - Der Kölner Privatsender RTL nimmt nicht nur zum TV-Publikum, sondern nun auch zu Toten Kontakt auf. „Das Medium“ soll am 31. Oktober (19.05 Uhr) in einer Pilotausgabe eine Verbindung zwischen Lebenden und deren gestorbenen Verwandten herstellen.

 

Die gebürtige Solingerin Kim-Anne Jannes besuchte für diese Testsendung, aus der - gute Quoten vorausgesetzt - eine Reihe werden soll, keine Geringere als die Politiker-Witwe Freya Barschel.

Nach Angaben einer RTL-Sprecherin vom Donnerstag sei es dem „Medium“ gelungen, Kontakt mit dem CDU-Politiker Uwe Barschel aufzunehmen, der in der Nacht zum 11. Oktober 1987 in einem Genfer Hotel unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Freya Barschel habe ihrem Mann auch Fragen stellen können, auf die er Antworten gegeben habe. An Journalisten ging vorab bereits eine DVD zu der Sendung heraus - der entscheidende Teil, die Kontaktaufnahme, wurde jedoch erst einmal weggeschnitten.

Barschel-Witwe: "Ich bin begeistert"

„Ich bin von der Frau begeistert“, zitierten die „Lübecker Nachrichten“ in ihrer Donnerstagausgabe die Barschel-Witwe. „Sie ist hervorragend. Mein verstorbener Mann ist bereit gewesen, mit uns zu sprechen“, sagte sie. Allerdings, schränkte die Witwe ein, habe das „Medium“ so viel geredet, dass sie selbst leider nicht dazu gekommen sei, all das zu fragen, was ihr auf dem Herzen liege.

Nach RTL-Angaben habe Jannes von dem Fall zuvor keine Informationen erhalten, außer dem Vornamen des Toten.

Konkrete Inhalte der Sendung dürfe sie vorab nicht verraten, dazu sei sie von RTL verpflichtet worden, ergänzte Freya Barschel im Gespräch mit den „Lübecker Nachrichten“.

Medienexperte: "Pure Volksverdummung"

Ein von derselben Zeitung befragter Medienexperte kommt zu dem Schluss: „Das ist pure Volksverdummung. Schade, dass Frau Barschel bei solch einem Blödsinn mitmacht“, sagte der Hamburger TV-Kritiker und Grimme-Preisträger Holger Kreymeier über die RTL-Sendung. „Das Fernsehen wird immer bekloppter.“

„Medium“ Jannes ist im Fernsehen keine Unbekannte. Im Jahr 2003 strahlte RTL die Sendung „Gespür für Mord - Hellseher ermitteln“ aus. Darin nahmen Jannes und ein Kollege angeblich Kontakt mit einem Mordopfer auf. Sie war bei TV-Pfarrer Jürgen Fliege zu Gast und bei „Galileo Mystery“ (ProSieben).

Ihre Fähigkeit habe sie von der Ur-Oma mütterlicherseits geerbt, berichtete die zweifache Mutter in einem Interview mit RTL. Im Prinzip könne jeder ihren Job machen, sie unterscheide sich lediglich in der Intensität und Schnelligkeit in der Wahrnehmung.

„Ich habe auch schon erlebt, dass die Angehörigen lediglich wissen wollten, wie die Nummer des Schweizer Bankkontos lautet“, erzählt Jannes weiter. „Es ist schon erschreckend, wenn dies das Einzige ist, was bleibt. Auf der anderen Seite hat der Verstorbene wahrscheinlich auch dazu beigetragen, dass es so ist. Es gehören schließlich immer zwei dazu.“

Außer Freya Barschel gibt es noch zwei weitere Fälle in der Pilotsendung, unter anderem das Ehepaar Hartung, das um seine 19-jährige Tochter trauert.