Jannik Fachat rudert bei den nationalen Titelkämpfen die Konkurrenz seiner Altersklasse in Grund und Boden. Dabei war er eigentlich mit einem Nachteil am Start.

Sillenbuch/Salzgitter - Nicht selten entscheiden beim Rudersport Wimpernschläge über Sieger und Platzierungen. Ein Vorsprung von fünf Sekunden vom Ersten zum Zweiten auf einer 1000-Meter-Distanz ist ein höchst außergewöhnliches Ereignis, auch im Jugendbereich. Genau mit dieser Dominanz hat nun der Sillenbucher Nachwuchsathlet Jannik Fachat das Einerrennen beim sogenannten Bundeswettbewerb der Altersklasse bis 14 Jahre für sich entschieden. Der Youngster, der für die Stuttgarter RG startet, ruderte die nationale Konkurrenz in Grund und Boden – und festigte in Salzgitter damit seinen Ruf als eines der größten deutschen Talente seiner Sportart.

 

Der am Ende zweitplatzierte Nürnberger Mads Schmied bekam von Beginn an nur das Heck des jungen Schwaben zu sehen, der sich in einer Zeit von 3:39,50 Minuten den nationalen Meistertitel sicherte. „Mein Ziel war ursprünglich ein Platz unter den besten sechs. Im vergangenen Jahr ist diese Regatta wegen Corona ausgefallen, deshalb habe ich keinen meiner Konkurrenten gekannt und konnte ihre sportliche Stärke gar nicht einschätzen“, sagt Jannik Fachat. Dass es im entscheidenden Durchgang durchaus in Richtung Medaillen gehen könnte, war freilich schon in der Qualifikation zu sehen, die über die Langdistanz von 3000 Metern ausgetragen wurde. Hierbei gingen die 14 besten deutschen Ruderer dieser Alterskategorie im Abstand von einer Minute aufs Wasser, ohne einen direkten Vergleich mit den Rivalen zu haben: Auch da war Fachat schon der Schnellste. In diesem Fall lag der künftige Neuntklässler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sogar 19 Sekunden vorn.

Aus dem Strandurlaub zum Erfolg

Dass der Teenager, der im Frühjahr bereits deutscher Vizemeister im Ergometer-Rudern geworden war, die Konkurrenz dermaßen beherrschen würde, war keine Selbstverständlichkeit, hatte er doch mit einem Nachteil zu kämpfen. Der eigentlich schon für Anfang Juli geplante aktuelle Wettbewerb war kurzfristig um zwei Monate verlegt worden, mitten in die in Baden-Württemberg und Bayern noch laufenden Schulferien. „Ich war mit meiner Familie im Urlaub in Griechenland und konnte nur dreimal in der Woche im Fitnessstudio Kraftarbeit machen, während die anderen zuhause gleichzeitig normales Wassertraining hatten“, sagt Jannik Fachat.

Einladung zu Nationallehrgang

Trotzdem reichte es nun zu Gold und darüber hinaus einer Einladung zu einem Lehrgang der Jugend-Nationalmannschaft, der Mitte Oktober in Bremen stattfinden wird. „Offizielle Europameisterschaften gibt es erst in der Altersklasse U 18. Ich habe aber die Chance, mich mit guten Leistungen für den Baltic-Cup 2022 zu empfehlen – das ist die inoffizielle EM für die 15- und 16-Jährigen“, erläutert Jannik Fachat, der vor der Fahrt in die Hansestadt noch bei zwei anderen Wettkämpfen gefordert ist: Am nächsten Wochenende findet in Nürtingen auf dem Neckar eine prestigereiche Regatta mit Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet statt. Und eine Woche später folgen in Bad Waldsee die baden-württembergischen Meisterschaften der 14-Jährigen. Der Sillenbucher tritt dort als haushoher Favorit an. Dieser Wettkampf führt dann zwar nur über 500 Meter, es spricht aber einiges dafür, dass Jannik Fachats Vorsprung erneut deutlich größer sein wird als nur ein Wimpernschlag.