Ein großer Teil der Innenkonstruktion in der erst vor drei Jahren sanierten Johanneskirche in Rudersberg hat sich vergangene Woche gelöst.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Stuttgart - In der Rudersberger Johanneskirche ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ein großer Teil der vor drei Jahren sanierten Decke herabgefallen. Noch sei nicht klar, wie es zu dem Unglück kommen konnte, erklärt Arno Konrad, der Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Rudersberg. Großflächig ist die Unterkonstruktion der Decke abgestürzt, ob in einem Stück oder nach und nach, kann nicht gesagt werden. Nun sieht man die blanke Holzdecke, umrandet von einem Rest des Verputzes. Wie teuer der Schaden ist, stehe noch nicht fest, sagt Konrad. "Im Moment darf niemand die Kirche betreten, aus Sicherheitsgründen." Dass keine Personen zu Schaden kamen, dafür sind der Pfarrer und der Kirchengemeinderat "Gott von Herzen dankbar", wie es in einer gemeinsamen Presseerklärung des Pfarrers und des Gremiums heißt.

 

Die sonntäglichen Gottesdienste finden bis auf Weiteres im nahe gelegenen Johannes-Gemeindehaus statt. Das Fest der Gesamtkirchengemeinde Rudersberg am Sonntag wurde nach Schlechtbach verlegt. Wie lange die Sanierung der Johanneskirche dauern wird und wann sie beginne, stehe noch nicht fest, genauso wenig, wann das Gotteshaus wieder genutzt werden könne. Allein gelassen werde die Kirchengemeinde in der Misere nicht, betont Konrad. "Der Oberkirchenrat steht uns zur Seite, allein dessen Fachwissen ist für uns unverzichtbar." Vergangene Woche war bereits ein Bausachverständiger vor Ort, um sich den Schaden anzusehen.

2007 wurde die Kirche letztmals renoviert

Der Fachwerkturm der Johanneskirche ist der optische Mittelpunkt der Wieslaufgemeinde Rudersberg. Schon von Weitem ist das Gotteshaus zu sehen. Bereits im Jahr 1245 stand an dem Ort eine Kapelle zum Täufer Johannes. 1782 wurde der heutige Kirchenbau errichtet, dessen Vorgänger aus dem 15. Jahrhundert die Zahl der Kirchgänger nicht mehr fasste. Der Baumeister der Ludwigburger Stadtkirche, Johann Adam Groß, wurde damals beauftragt. Der Rudersberger Kirchengemeinde wurde von diesem schließlich eine saftige Rechnung präsentiert: 15.522 Gulden, 14 Kreuzer und einen Heller mussten sie bezahlen, 3000 Gulden mehr, als ursprünglich veranschlagt waren. Der Preis entspricht - sehr vorsichtig geschätzt - heute rund 93.000 Euro. Für eine kleine Gemeinde auf dem Land war das im 18. Jahrhundert allerhand, bedenkt man die damalige Kaufkraft.

Es dauerte Jahre, bis das Gebäude bezahlt war. Aus Kostengründen wurde seinerzeit sogar auf einen Festakt zur Einweihung verzichtet. Doch schon wenige Jahre nach der Fertigstellung musste man erneut den Klingelbeutel bemühen. Als die Rudersberger ihre Nachbarn um Unterstützung beim Kauf einer Orgel baten, beschieden diese, wer arm sei, aber ein solch teueres Instrument bestelle, solle es auch bezahlen. 2007 wurde die Kirche im 225. Jahr ihres Bestehens letztmals renoviert. Die Arbeiten waren notwendig geworden, weil in der Decke Asbest verarbeitet worden war. Die Schließung der Kirche drohte und für die Kirchengemeinde wurde es wieder teuer: 320.000 Euro kostete es damals, die Kirche zu sanieren.