Bis aus seinen nadeligen Sprösslingen schmucke Christbäume werden hat Hartmut Schwenger aus Rudersberg-Oberndorf viel zu tun. Ein Besuch bei dem Weihnachtsbaumbauern

Rudersberg - Hartmut Schwenger lächelt, während er den Blick über seine Weihnachtsbaumkultur in einem Waldstück oberhalb von Rudersberg schweifen lässt. Stramm in frischem Tannengrün stehen in einem Teil der Anlage rund ein Meter hohe Nordmanntannen in Reih und Glied. „Noch vier Jahre dann werden das Top-Weihnachtsbäume“, sagt der Christbaumbauer. Der trockene, heiße Sommer habe ihnen nichts anhaben können. „Die sind bereits gut verwurzelt.“

 

Ganz anders sieht es ein Stück weiter bei den diesjährigen Neupflanzungen aus. Unter den kaum 30 Zentimeter hohen Setzlingen sind mehrere völlig verdorrt. „20 bis 25 Prozent sind nicht angewachsen“, berichtet Schwenger. Sonst sei dies nur bei zehn Prozent der Fall. In der Hoffnung, dass die Wetterprognosen zutreffen würden, und es nach dem Rekordsommer ein feuchter Herbst folge, habe er in den vergangenen Wochen nachgepflanzt. Doch dies stelle sich nun als ein Trugschluss heraus, sagt Schwenger bezogen auf den bisher regenarmen und äußerst warmen November, der auch dem schönsten, goldenen Oktober Konkurrenz machen könnte. Die Kunden merkten von alle dem indes nichts, betont er. Die Verkaufsbäume hätten nicht unter den Wetterkapriolen gelitten. Zumal er sie, wenn nötig, per Schlauchwagen zusätzlich bewässere.

Die Geschmäcker sind verschieden

Auch darüber hinaus gibt es für den Christbaumbauern viel zu tun bis seine nadeligen Sprösslinge schmucke Christbäume abgeben. Schließlich hat die Kundschaft so ihre Ansprüche. „Die einen wollen einen buschigen, die anderen einen lichten Baum, um ihn mit echte Kerzen schmücken zu können.“ Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Um allen Wünschen gerecht zu werden, zieht Schwenger seine Tannen und Fichten entsprechend heran, verpasst ihnen jährlich Form- und Korrekturschnitte. Eines der vorrangigen Ziele dabei: ihren Wuchs schmal und kompakt halten. Denn die Wohnstuben von Neubauhäusern seien nun einmal nicht mehr so groß. Das spiegle sich beim Weihnachtsbaumkauf wieder. Dafür gebe es einen klaren Trend zum Zweitbaum. „Immer mehr holen sich schon für Anfang Advent einen Baum, um in vor dem Haus oder auf dem Balkon aufzustellen“, berichtet Schwenger , zu dessen Kunden neben Privatleute auch Seniorenheime und Firmen gehören.

Nur eines habe sich seit Jahrzehnten nicht geändert: Die Nordmanntannen sind nach wie vor unangefochten auf Platz eins der Weihnachtsbaumarten. „Rund 70 Prozent der Bäume, die wir auf unserem Hof verkaufen, sind Nordmänner.“ Mit ihrem Einzug in schwäbischen Wohnstuben Anfang der 1980er Jahre hat sich auch die Schwengersche Christbaumzucht gewandelt.

Im Advent sind mehr bäume denn Kühe auf dem Hof

„Vor 50 Jahren hat mein Vater Fichten und Kiefern einfach aus dem Wald geholt“, erzählt der 44-Jährige, dessen Familie früher bereits neben der Landwirtschaft eine kleine Forstwirtschaft betrieben hat. Doch mit der steigenden Nachfrage habe man auf eine Anpflanzung in Kulturen umgestellt, erzählt der Milchbauer, dessen Hof am Oberndorfer Ortseingang in den kommenden Wochen weit mehr Bäume denn Kühe bevölkern werden – und noch mehr Kunden, vor allem am dritten Adventswochenende, wenn Schwengers zusätzlich Glühmost und Würste anbieten. Dabei ändere sich mit unter durch den Genuss von Ersterem die Sichtweise, erzählt seine Frau Brigitte lachend, und mancher wolle seinen gerade erst erstandenen Baum doch noch einmal gegen einen anderen tauschen.