Der Millionenbetrüger und Buchautor Josef Müller ist eine Attraktion beim Schlechtbacher Open-Air-Fest. Beim Mofacross geht es nachmittags dann mit betagten Maschinen über Buckel und Autodächer.

Rudersberg - Benzin- und Abgasgeruch hängt in der Luft, und dort, wo die Rennfahrer kurz im zum Tunnel umfunktionierten Holzhüttle verschwinden, wabert eine dicke Staubwolke. Gerade ist beim 4. Schlechtbacher Mofacross das Dutzend Finalisten der Gruppe zwei – derer mit den etwas leistungsschwächeren Gefährten – auf den rund 600 Meter langen Parcours gegangen. Zack auf die Maschine, Knatterkiste starten – und ab durch die Mitte.

 

Auf der mit Absperrband markierten, kurvenreichen Strecke warten echte Herausforderungen auf den Mofabiker: der Wassergraben, über den ein Brett als Weg für die Wettkämpfer führt, diverse Dreckbuckel oder das Tunnelhäusle. Und – quasi als Höhepunkt, der wahlweise auch umfahren werden darf – die beiden Schrottautos, über deren mit einer Metallplatte und Baustahl verbundene Dächer die wagemutigeren der Mofapiloten drüber rauschen.

Dass der Bär los ist, wenn in Schlechtbach die im Durchschnitt so um die 30 Jahre alten Knatterkisten mit maximal 50 Kubikzentimeter starken Motoren ausgepackt werden, das ist in dem Fall durchaus wörtlich zu nehmen. Bis ins Finale ist die im Bärenkostüm über die Piste brausende Nummer 66 gekommen, schlägt sich auch dort ganz wacker im Tourenmittelfeld und entfacht natürlich beim bärigen Jump über Buckel, Wassergraben und Schrottkarre Jubelstürme im dicht an dicht an der Piste versammelten Publikum. Genauso natürlich wie der achtjährige Junior im Starterfeld, der mit seinem vierrädrigen Miniquad fröhlich und absolut sattelfest hinter dem Feld herzuckelt.

„Alles zusammengeschraubt und zusammengepfuscht“, sagt der Mitveranstalter Jonas Zehnder von der Evangelischen Kirchenjugend Rudersberg über Rennpiste und Wettkampfkarossen. Wer letztlich nach den zehn Rennminuten die größte Strecke auf dem engkurvigen Kurs zurückgelegt hat, wer am Ende bei der Siegerehrung während des Abschlusskonzerts mit der Band Crossover auf der Bühne steht und die Siegerpokale abräumt, das ist beim Schlechtbacher Mofacross zweitrangig. Da steht vor allem der Spaß am Über-die-Piste-Düsen im Vordergrund. Schließlich sind es ja auch einfach Moped- und Mofabegeisterte gewesen, die das Spektakel vor vier Jahren ins Leben gerufen haben. Und am Ende geht die wilde Fahrt auch diesmal ohne größere Blessuren bei den Teilnehmern über die Bühne. Ein Paar Schrammen und Aufschürfungen habe es gegeben, berichtet Zehnder, aber „nichts Größeres“. Der eine oder andere Mofa-Rennpilot hat allerdings seine in der Kurve abgewürgte und fortan streikende Knatterkiste abstellen müssen.

Der Mofacross ist allerdings nicht der einzige Höhepunkt beim Schlechtbacher Fest am Sportgelände. Schon morgens hat der Millionenbetrüger und Buchautor Josef Müller im Rahmen eines Open-Air-Gottesdienstes über seinen Weg berichtet, der über das Gefängnis zum Glauben führte. Rund 40 Millionen Euro hat der Mann, der nach einem Autounfall in jungen Jahren im Rollstuhl sitzt, an der Börse verzockt. Allerdings nicht irgendwelches Geld, sondern Gelder, welche die südamerikanische Drogenmafia in Europa waschen lassen wollte. Mit internationalem Haftbefehl gesucht und vom amerikanischen Nachrichtendienst CIA um die halbe Welt gejagt, ist Josef Müller schließlich in Wien festgenommen worden. Im Gefängnis hat er dann unter anderem noch Theologie studiert.