Leidenschaftlich und durchaus kritisch verfolgte er den Kunstbetrieb. Nun ist der Stuttgarter Sammler Rudolf Scharpff im Alter von 89 Jahren gestorben.

Stuttgart - In früheren Jahren gab es Künstler, die geschimpft haben. Sie wollten ihre Bilder nicht neben den Werken dieses oder jenen Künstlers sehen. Tatsächlich waren Rudolf und Ute Scharpff zunächst recht unerfahren an die Kunst herangegangen. „Wir waren jung, wir waren neugierig“, erzählte Rudolf Scharpff einmal, sie hätten hier und dort gekauft. Ein Gemischtwarenladen, schimpfte damals ein Galerist. Das Paar begann, sich einzuarbeiten, es ließ sich beraten, besuchte die Künstler im Atelier. Heute ist die Sammlung Scharpff eine der wichtigen Stuttgarter Kollektionen zeitgenössischer Kunst.

 

Leben mit der Kunst

Nun ist Rudolf Scharpff mit 89 Jahren gestorben. Es ist nicht lange her, da konnte man ihn noch im Stuttgarter Kunstbetrieb antreffen, den er leidenschaftlich und durchaus kritisch verfolgte. Den Museen aber war er eng verbunden. 2004 stellte die Staatsgalerie unter dem Titel „Heißkalt“ aktuelle Malerei der Scharpffs aus, 2011 zeigte das Kunstmuseum Stuttgart „New York Graffiti“ aus seiner Sammlung. Die Sammlungspräsentation „Cool Place“ 2014 im Kunstmuseum war für Scharpff Höhepunkt und Abschluss seiner Sammlertätigkeit.

Im Hauptberuf war Scharpff Betriebswirt. Nach Stationen in den Vereinigten Ultramarinfabriken und in der Robert Bosch GmbH, wechselte er 1980 in die Leitung des Weinheimer Unternehmens Freudenberg. Scharpff sah sich als Mäzen und bot Museen an, sich bei den internationalen Positionen in seinem „Offenen Depot“ zu bedienen. Heute leitet die Tochter Carolin Scharpff-Striebich die Sammlung. Die Eheleute lebten aber auch stets mit der Kunst. In der Wohnung in Halbhöhenlage hingen die Schätze dicht an dicht: Neo Rauch, André Butzer, Christopher Wools. Manches wurde auch in den Keller verband. „Es gibt Dinge“, so Scharpff, „die richtig gut sind, aber im Grunde scheußlich.“