Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Als erster Mann im Staate hat der Bundespräsident seine Heimat auch im Ausland zu repräsentieren. 101 Auslandsreisen hat er unternommen – im Durchschnitt ist er alle 18 Tage neu zur grenzüberschreitenden Kontaktpflege aufgebrochen. Die östlichen Nachbarn in Polen hat er im März 2012 als erstes besucht, die lettische Hauptstadt Riga wird das letzte Auslandsziel als Bundespräsident sein. Bei seinen Besuchen hat Gauck unterschiedlichste Akzente gesetzt. Auf seiner Türkei-Reise im April 2014 hat er öffentlich und im vertraulichen Gespräch so unmissverständlich auf die Menschenrechte, die Meinungs- und Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz gepocht, dass Staatspräsident Erdogan hinterher angeblich schäumte. Der Besuch in Washington im Oktober 2015 muss eine politische Traumreise für Gauck gewesen sein. Die USA verkörperten für den DDR-Bürger Gauck den Inbegriff der Freiheit, von der er in der ersten Hälfte seines Lebens nur träumen konnte. Dass er als höchster Repräsentant eines freiheitlichen Staates einmal Washington besuchen würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt.