Reiselustige Reptilien, hungrige Einbrecher, Siebenjährige mit Sehnsucht und ein Haufen Geld auf der Straße: im vergangenen Jahr hat es eine Menge kurioser Polizeimeldungen aus dem Rems-Murr-Kreis gegeben.

Rückblick - Ob es bei der Polizei bald die Möglichkeit gibt, eine Fortbildung in Schlangenbeschwörung zu besuchen? Die Beamten im Rems-Murr-Kreis hätten derartiges Fachwissen im vergangenen Jahr auf jeden Fall gut brauchen können. Denn es gab gleich mehrere Reptilien, die sich als äußert reisefreudig erwiesen und sich in die Polizeimeldungen schlängelten. So büxte in der Nacht zum 19. Juli eine etwa acht Kilogramm schwere und zwei Meter lange Boa in Welzheim aus ihrem Terrarium aus. Einen Tag später gelang es einem Zoohändler, das Tier am Kirchplatz mit einer selbst gebauten Falle wieder einzufangen. Dabei stellte sich auch heraus, dass die Boa in anderen Umständen war. Mittlerweile müsste sie etwa 20 Schlangenbabys zur Welt gebracht haben.

 

Mehr als überrascht war eine 27-jährige Winnenderin, als sie am Nachmittag des 13. August in ihrem Garten eine Schlange entdeckte. Bevor sich das Reptil hinter einem Stein verstecken konnte, gelang es der Frau, das Tier zu fotografieren. Bei ihrer Recherche im Internet stellte sie fest, dass es sich um eine harmlose Kornnatter handeln müsse. Als die Polizei eintraf, sonnte sich die Schlange mitten auf der Straße. Gleichzeitig kam auch der 17-jährige Besitzer der Schlange hinzu, der in der Nachbarschaft wohnt. Ihm war die Kornnatter entwischt. Der Jugendliche fing das Tier ein und brachte es zurück ins Terrarium.

Wilhelma nimmt eine ausgebüxte Schlange auf

Selbst zur Tat schreiten mussten Polizisten hingegen am 23. August: Eine anderthalb Meter lange Königsnatter hatte sich in Schorndorf hinter einem Rollladen versteckt. Die Beamten schoben den Rollladen langsam hoch und klopften leicht dagegen. Nach einiger Zeit konnten sie die Königsnatter dazu bewegen, in einen Metalleimer zu kriechen. Daraufhin dirigierten die Polizisten das Tier in einen Karton und brachten es anschließend in die Wilhelma. Einen weitaus kuschligeren Platz hatte sich am 22. September eine Königspython in Fellbach ausgesucht – nämlich den Motorblock eines Autos. Ein 58-Jähriger entdeckte das Tier, als er die Motorhaube seines Wagens öffnete, um den gerissenen Keilriemen zu reparieren. Mit einem Besenstil bewaffnet konnte er die etwa einen Meter lange Schlange bändigen und in einen Karton verfrachten. Die hinzu gerufene Polizei brachte das Tier zu einer Schlangenexpertin.

Auf Trab gehalten wurde die Polizei allerdings auch von anderen Tierchen: So mussten die Beamten am 6. Januar sowohl die B 14 als auch die B 29 bei Waiblingen sperren, weil ein Lama aus seinem Gehege ausgebüxt war. Das Zirkustier nutzte seine neu gewonnene Freiheit, um auf beiden Bundesstraßen herumzuspazieren. Mehrere Polizisten und Zirkusmitarbeiter waren nötig, um das Tier einzufangen.

Waschbär sucht bei Polizei Unterschlupf

Als äußerst widerspenstig erwies sich am 5. und 6. Februar ein Waschbär in Schorndorf. Er tauchte zunächst im Innenhof des dortigen Polizeireviers auf, um bei dem nasskalten Wetter vermutlich nach einem Unterschlupf zu suchen. Ob ihm die Räumlichkeiten der Ordnungshüter nicht gut genug waren, ist nicht bekannt. Allerdings ließ sich der Waschbär am nächsten Tag in einem Mehrfamilienhaus in der Vorstadtstraße blicken. Eine Bewohnerin staunte nicht schlecht, als das Tier plötzlich vor ihrer Tür im vierten Stock stand und sich an ihr vorbei in die Wohnung drängte. Mit Katzenfutter konnte die Frau den Kleinbären wieder zurück ins Treppenhaus locken. Dort weigerte sich das Tier dann aber, das Haus zu verlassen. Die inzwischen versammelten Bewohner konnten sich nur noch mit Raumspray behelfen und so den Waschbären aus ihrem Haus vertreiben. Doch der Sieg währte nicht lange. Kurz darauf zog es das Tier wieder ins Warme. Die Polizei wurde zu Hilfe gerufen, konnte den Kleinbären aber auch nicht zur Vernunft bringen. Die Hausgemeinschaft gab daraufhin ihren Kampf auf und gewährte dem Tier erst einmal Unterschlupf.

Einer ganzen Entenfamilie musste die Polizei am 10. Juli zur Seite stehen. Sechs kleine Küken und ihre Mutter wollten am Abend bei dichtem Verkehr die B 29 zwischen Schorndorf und Winterbach überqueren. Eine zufällig vorbeikommende Zivilstreife hielt an und trieb die Entenfamilie wieder hinter die Leitplanke. Die Entenmutter verschwand daraufhin und konnte nicht mehr wiedergefunden werden. Die Polizei nahm die sechs Findelkinder mit. Sie wurden zunächst im Garten des Dienstgruppenleiters der Verkehrspolizei gepflegt.

Fahrradfahrer verirrt sich auf Bundesstraße

Dass nicht nur Tiere, sondern auch Menschen gerne mal vom rechten Weg abkommen, auch davon berichtete die Polizei im vergangenen Jahr ein ums andere Mal. So war ein 75-jähriger Radfahrer am 5. Mai auf den Bundesstraßen 14/29 bei Waiblingen gelandet – und wusste wohl selbst nicht, wie ihm das passieren konnte. Eine Streife musste den Mann gegen Mittag vom Teiler der B14/29 holen. Dort war er, sein Fahrrad schiebend, entgegen der Fahrtrichtung in Richtung Fellbach unterwegs. Nach eigenen Angaben hatte sich der Mann verfahren und sich plötzlich auf der Kraftfahrstraße wiedergefunden.

Ebenfalls Probleme mit der Orientierung hatte am 12. August eine 27-Jährige in Winnenden. Sie hätte sich besser mal an den Leitspruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ halten sollen, dann wäre es ihr vielleicht erspart geblieben, mit ihrem Auto in dem flachen See einer Neubausiedlung zu landen. Aber so dachte sich die Peugeot-Fahrerin offenbar nichts dabei, als sie von ihrem Navigerät auf der Silberpappelstraße dazu aufgefordert wurde, nach links abzubiegen. Sie kam der Ansage ungeprüft nach, fuhr über vier absteigende Treppenstufen und landete schließlich in dem Teich. Die Frau blieb unverletzt, ihr Fahrzeug musste vom Abschleppdienst aus dem See befreit werden.

Unsanfte Bekanntschaft mit Treppen machte auch eine 93-Jährige am 28. Oktober in Fellbach. Die betagte Dame verwechselte direkt vor dem Polizeirevier beim Ausparken das Gas- mit dem Bremspedal. Daraufhin fuhr sie rückwärts aus der Parklücke, über die komplette Fahrbahn der Cannstatter Straße und schließlich am Polizeirevier die Treppenstufen hoch. Dort legte sie den Vorwärtsgang ein und fuhr die Treppen wieder hinunter. Dann stellte die 93-Jährige ihren Wagen ab.

Fotoshooting mit Blitzanlage

Ihre Autoschlüssel hergeben musste auch eine 18-Jährige am 24. April, nachdem sie sich absichtlich und fröhlich winkend insgesamt vier Mal in Backnang hatte blitzen lassen. Die junge Frau, die damals erst seit drei Monaten ihren Führerschein besessen hatte, war an der Grabenstraße unterwegs, als sie den mobilen Blitzer im verkehrsberuhigten Bereich entdeckte. Dies nahm die Fahranfängerin zum Anlass, sich ein fragwürdiges Späßchen zu erlauben. In der verkehrsberuhigten Zone fuhr sie mit mehr als 20 Kilometern pro Stunde zu schnell am Blitzgerät vorbei und winkte zusammen mit ihren Mitfahrern in die Kamera der Messanlage. Diese Aktion wiederholte sie innerhalb kürzester Zeit drei Mal. Ob die 18-Jährige die charakterliche Eignung für eine Fahrerlaubnis besitzt, wagte die Polizei nicht völlig zu unrecht zu bezweifeln.

Offenbar vor allem dem Alkoholgehalt im Blut war es geschuldet, dass ein Mann am 4. März mit seinem stark beschädigten Polo von Backnang zum Murrhardter Waldsee gefahren ist. In Folge eines Unfalls war von seinem vorderen rechten Rad irgendwann nur noch die Bremsscheibe übrig. Auf dieser legte der Betrunkene die Strecke funkenschlagend zurück. Praktisch für die Polizeibeamten: sie mussten nur der Kratzspur auf der Fahrbahn folgen und konnten den Mann in der Nähe von Murrhardt-Fornsbach anhalten. Ein Alkoholtest ergab 1,5 Promille.

Sogar auf 2,6 Promille brachte es ein 54-Jähriger am 23. Juli in Waiblingen. Er war offensichtlich so betrunken, dass er es nicht mehr nach Hause schaffte und sich zum Schlafen unter ein Auto legte. Dort wurde er von der Polizei gefunden.

Naschkatzen als Einbrecher

Ob er mehr auf den Schnaps oder vielleicht doch eher auf die Schokolade aus war, diese Infos hat ein Einbrecher am 25. März in Schorndorf-Schlichten nicht hinterlassen. Dass ihm das süße Diebesgut geschmeckt hat, war allerdings offensichtlich. Noch während seines Einbruchs in eine Gaststätte vernaschte er eine Packung Schnapspralinen und ließ nur die leere Schachtel zurück. Akut unterzuckert war offenbar auch ein Einbrecher am 12. Mai in Birkmannsweiler. Er nahm aus einer Sportgaststätte 30 Schokoriegel mit. Vielleicht brauchte er die Süßigkeiten auch, um seinen Frust zu bekämpfen: Bargeld oder Wertgegenstände hatte er bei seinem Einbruch nämlich keine gefunden.

In gewisser Weise zuckersüß war im vergangenen Jahr auch die von der Polizei gemeldete Geschichte eines siebenjährigen Mädchens. Es hatte sich am 11. August in Backnang auf den Weg gemacht, um ihren Schulfreund im etwa sechs Kilometer entfernten Oberbrüden zu besuchen. Jenen Schulfreund wolle sie später heiraten, so formulierte sie es später gegenüber der Polizei. Das Mädchen hatte ihren Tigerrucksack gepackt, ihre Stoffschnecke mitgenommen und sich so gegen 13 Uhr mit ihrem Roller auf den Weg gemacht. Die Eltern bemerkten das Fehlen ihrer kleinen Tochter wenige Minuten später und machten sich zunächst erfolglos auf die Suche. Schließlich ging dem zielstrebigen Mädchen auf der letzten Etappe bei Steinach die Puste aus, weshalb es eine Pause einlegte. Dabei wurde die Siebenjährige von aufmerksamen Passanten bemerkt, welche die Polizei verständigten. Die kleine Ausreißerin wurde von einer Polizeistreife aufgenommen und schließlich den glücklichen Eltern übergeben.

Gegen Ende des Jahres 2013 war es die Polizei selbst, die Gegenstand einer überaus kuriosen Meldung wurde: Auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz bei der Polizeidirektion Waiblingen hatte ein Beamter am 29. November Geldscheine im Wert von mehr als 10 000 Euro gefunden. Der Polizist hatte zunächst vermutet, dass es sich bei dem Haufen Papier vor dem Eingang des Landratsamtes um achtlos weggeworfene Flyer handeln würde. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Zettelchen jedoch als Geldscheine. Der Beamte sammelte mehr als 10 000 Euro und begab sich zur benachbarten Kreissparkasse. Nachdem dort bestätigt wurde, dass es sich um echtes Geld handelt, wurde das Fund über das Wochenende bei der Waiblinger Polizei aufbewahrt und dann am Montag zum Fundamt gebracht. Der Besitzer hat sich bisher noch nicht gemeldet.