Stuttgart - Es ist ein erstaunlich schneller Gesinnungswandel, den die Politik da vollzogen hat. Was noch vor kurzem undenkbar schien, wird nun schneller Realität, als es sich selbst die mächtigen Fußballbosse und viele andere Sportfunktionäre erträumen konnten.
Der Fan kehrt zurück in die Stadien und die Hallen, und damit auch der Dreiklang aus Stimmung, Emotion und Gemeinschaftsgefühl, der den Sport zu mehr macht als nur zu einem Spiel. Es ist die von vielen ersehnte schrittweise Rückkehr in die Normalität nach langen Monaten der Corona-Pandemie. Vor allem die weniger vom Fernsehgeld profitierenden als von der zahlenden Tribünenkundschaft abhängigen Sportarten wie Handball, Basketball oder Eishockey werden aufatmen.
So viele Fans dürfen künftig zu den Spielen des VfB
Noch mehr als das Risiko ansteigender Infektionszahlen haben Politik und Verbände eine bundesweite Zerreißprobe gefürchtet, die durch das Vorpreschen einiger Bundesländer wie Sachsen entstanden wäre. Dass die Infektionszahlen in Bayern und Baden-Württemberg ganz andere sind als zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, wird für eine einheitliche Lösung in Kauf genommen. Billigend und bewusst.
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Jetzt ist der Sport am Zug. Die Gesundheitsämter, die Vereine und vor allem die Fans. Szenen wie aus Rostock vom vergangenen Wochenende, als Anhänger singend nebeneinanderstanden oder aus Dresden, wo angepöbelte Spieler im Fanblock in den Nahkampf treten, könnten das Konzept schnell wieder zu Fall bringen. Viele Maßnahmen wurden bislang eher alibimäßig umgesetzt, Vorschriften nicht in erforderlichem Maße eingehalten. In Rostock, so sagen es Beteiligte, ging es auf den Tribünen eigentlich zu wie immer. Das darf sich nicht fortsetzen. Denn der Sport und insbesondere der Fußball bewegen sich auf dünnem Eis. Sollte sich nur ein Spiel während der Bewährungsphase zum Superspreader-Event entpuppen, es wäre ein Flurschaden ungeahnten Ausmaßes.
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