Die beiden unteren Klassenstufen der weiterführenden Schulen kehren in ihre Klassen zurück – und freuen sich über ein Stück alte Normalität. Bei den meisten Lehrern am Gottlieb-Daimler-Gymnasium sorgt ein Piks für eine gewisse Erleichterung.

Stuttgart - Twana kann es kaum abwarten, endlich wieder ihre Schule zu betreten. Mit zwei Kumpels im Schlepptau und Maske vor Mund und Nase wartet der Elfjährige am Montag um halb zehn ungeduldig vor dem Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt. „Ich freue mich, meine Klassenkameraden wieder zu sehen. Das mit dem Erklären klappt in der Schule außerdem besser als zu Hause“, erklärt der Fünftklässler. Dann marschieren er und seine Kameraden los. „Denkt ans Desinfizieren!“, gibt ihnen die Schulleiterin Verena König mit auf den Weg – ein Appell, den sie in den folgenden Minuten mehrfach wiederholen wird.

 

Drei Monate Fernunterricht daheim

Nach drei Monaten Unterricht daheim sind die Fünft- und Sechstklässler in Baden-Württemberg an die Schulen zurückgekehrt. Die Freude darüber ist bei den Kleinen unübersehbar: Am liebsten würden einige ihre Freunde umarmen, müssen wegen des Abstandsgebots aber darauf verzichten. Vielen kam die Zeit länger vor. Schulleiterin Verena König und ihr Kollegium haben in den vergangenen Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen.

Gleich nachdem die Schüler ins Gebäude eintreten, gibt es vier Desinfektionsstationen. Absperrbänder und Bodenmarkierungen weisen den Weg. Den Stundenplan hat die Schule neu geschrieben, um zeitversetzten Unterricht zu ermöglichen. „Der Trick ist, dass nicht alle zur ersten Stunde kommen“, sagt Verena König. Ziel der Maßnahme wie so oft: Kontaktvermeidung. Neben den Fünft- und Sechstklässlern gibt es weiterhin eine Notbetreuung für die Siebtklässler. Die Abschlussklassen sind auch da. Parallel wird in den anderen Klassen der Fernunterricht fortgesetzt.

Jede Klassenstufe auf separater Etage

Den Klassenstufen hat man Stockwerke zugeteilt, um Begegnungen zu minimieren. Die Fünft- und Sechstklässler beispielsweise lernen ganz unten, während die Abschlussklassen im Obergeschoss pauken. Über den Tag verteilt sind nun 350 der 675 Schüler anwesend – mehr als die Hälfte. „Wo es die Räume und das Personal hergeben, teilen wir die Klassen auf“, sagt die Schulleiterin, die dabei von einer „Mischform“ des Unterrichts spricht. König betont aber, dass jede Schule selbst darüber entscheiden müsse, wie sie ihr Konzept ausgestalte.

Die Freude über die Rückkehr ist nicht nur den Schülern anzumerken. „Wir freuen uns, wieder ein bisschen Normalität zu haben“, sagt eine Lehrerin, die gerade ihre Klasse auf dem Pausenhof abholt. Ängste gebe es wenig, man habe schließlich ein durchdachtes Hygienekonzept, ergänzt sie. Zudem ist laut Verena König mittlerweile fast das gesamte Kollegium geimpft.

Für Schüler soll es „erträglich“ sein

Nicht alle verstehen die neuen Regeln auf Anhieb. So strömen ein paar Grüppchen aus dem Eingang hinaus in Richtung Pausenhof, obwohl er nur als solcher vorgesehen ist und nicht als Ausgang. Verena König ermahnt die Kinder freundlich, aber bestimmt, ohne sie zu maßregeln. Die vergangenen Monate seien eine Belastungsprobe für die Kleinen gewesen, das Maskentragen den ganzen Tag eine Zumutung. „Wir wollen es den Schülern so erträglich wie möglich machen“, sagt König.