Es ist so weit: Nachdem der Profifußball mal wieder in der Vorreiterrolle war, durften nun auch die anderen Profisportler im Land die ersten Schritte zurück in den Alltag machen– in Stuttgart wird seit Mittwoch wieder fleißig trainiert.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Beim VfB Stuttgart und anderen Fußball-Proficlubs im Land rollt schon seit etwas mehr als einer Woche wieder der Ball auf dem Trainingsplatz. Seit Karsamstag durften zumindest offiziell auch sämtliche andere Profi- und Spitzensportler, darunter die Bundeskader-Athleten, wieder unter strengen Hygienevorschriften trainieren. Die Ausnahmeregelung der Sozial- und Kultusministerien machte das theoretisch also schon über Ostern möglich, nun wurde der Trainingsbetrieb in Stuttgart auch praktisch wieder aufgenommen – das allerdings nur an den sogenannten Bundesstützpunkten (BSP), wie es der Leiter des Olympiastützpunkts Stuttgart, Tim Lamsfuß, betont.

 

Am Mittwoch also war es so weit: Von 10 Uhr an gab es in der Landeshauptstadt die ersten Übungseinheiten der Profisportler. So turnten im Cannstatter Kunstturnforum (KTF) die Spitzenathletinnen Elisabeth Seitz, Kim Bui, Emelie Petz und Carina Kröll erstmals wieder gemeinsam unter der Anleitung ihrer Trainerin Marie-Luise Probst-Hindermann. Einen Steinwurf entfernt betraten die ersten Kugelstoßer zur gleichen Zeit die Molly-Schauffele-Halle, die der Bundesstützpunkt der Leichtathleten ist.

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Die BMX-Cracks radelten am Mittwoch erstmals wieder am BSP in Münster – und auch die Kaderathletinnen der Rhythmischen Sportgymnastik am Stützpunkt Fellbach-Schmiden durften wieder gemeinsam in der Halle üben. An diesem Freitag sollen auch die Beachvolleyballer wieder randürfen in der Cannstatter Traglufthalle – wann es für die Tennisspieler in Stammheim und die Judoka an ihrem Stützpunkt in Sindelfingen so weit sein wird, ist dagegen noch offen.

Klar ist für alle Sportler eins: Normal trainieren ist in der Corona-Krise noch immer nicht drin. Die Regeln sind klar definiert. Maximal fünf Personen – inklusive Trainer – dürfen die Sportstätten betreten. Duschen und Umkleiden sind tabu, was bedeutet, dass die Sportler in Trainingsklamotten kommen und nach der Einheit direkt wieder gehen. Und, na klar: Das Abstandsgebot von mindestens eineinhalb Metern muss eingehalten werden.

Listen werden minutiös geführt

Vor jeder Einheit müssen Trainer und Athleten zudem einen Fragebogen ausfüllen. Darin geht es im Wesentlichen um mögliche eigene Krankheitssymptome oder den Kontakt mit infizierten Personen. Erst, wenn beide Fragen jedes Mal aufs Neue negativ beantwortet werden, dürfen die Athleten die Sportstätte betreten.

Obendrein werden Listen geführt, wer wann genau in der Halle oder der Anlage war und wieder gegangen ist. „Wir wollen und müssen das alles maximal transparent gestalten“, sagt der Stuttgarter Olympiastützpunktsleiter Tim Lamsfuß dazu.

In den Sportstätten selbst tun die Verantwortlichen alles, um die Infektionsgefahr zu minimieren. So sind in der Toilette im Kunstturnforum Einmal-Handtücher ausgelegt, in der Halle sind zahlreiche Desinfektionssprüher aufgestellt. Und wenn – wie am Mittwoch – die erste Trainingsgruppe mit den Frauen fertig ist, werden die Halle und sämtliche Geräte eine Stunde lang desinfiziert, bis die Männergruppe am Nachmittag kommt und trainiert.

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Bei den Einheiten selbst stoßen Übungsleiter und Athleten auf praktische Grenzen aufgrund der Kontaktbeschränkungen. So darf die Turntrainerin Marie-Luise Probst-Hindermann aufgrund der Corona-Regelungen das nicht tun, worauf es in ihrem Fall sonst wesentlich ankommt: Hilfestellungen an den einzelnen Geräten geben etwa – oder ihren Turnerinnen aufs Gerät helfen. Der Fokus liegt auf dem Abstand und damit notgedrungen teilweise auch auf anderen Übungen.

Alles ist ungewohnt, alles ist neu – und doch so vertraut. Die Trainerin und ihre Turnerinnen genossen am Mittwoch die erste gemeinsame Einheit im bewährten Ambiente des KTF. „Der Anfang ist jetzt zusammen gemacht“, sagt Marie-Luise Probst-Hindermann: „Und das war mal wieder ein wunderbares Gefühl.“