Er ist mit seiner Dynamik und Wurfgewalt fast unverzichtbar im deutschen Rückraum. Auch beim 36:29 im Test gegen Island in Stuttgart zeigt Julius Kühn seine Klasse und ist mit sechs Treffern bester deutscher Feldtorschütze. Was er von der Handball-EM erwartet, sagt der 24-Jährige im Interview.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Am 13. Januar startet die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der EM in Kroatien das Unternehmen Titelverteidigung. Einer der wenigen, die ihren Stammplatz sicher haben dürften, ist Rückraumspieler Julius Kühn (24) von der MT Melsungen.

 
Herr Kühn, wie beurteilen Sie den 36:29-Testspielsieg gegen Island in Stuttgart?
Erst einmal war die Stimmung in der Porsche-Arena gigantisch. Und insgesamt dürfen wir mit unserer Leistung auch richtig zufrieden sein, wenn es auch noch Kleinigkeiten zu verbessern gilt und wir durchaus noch einen Zahn zulegen können.
Wo konkret?
Wir hatten zwei gute Torhüter hinten drin, da sind 29 Gegentore einfach zu viel. Wir haben ein paar blöde Gegentore zu viel bekommen. Wenn wir die Bad Boys sein wollen, müssen wir in der Abwehr noch aggressiver zur Sache gehen und uns besser absprechen.
War die Haupterkenntnis, dass der Kader in der Breite richtig stark ist?
Ich denke schon. Wir können auf jeder Position wechseln, ohne dass ein Leistungsabfall entsteht. Jeder Spieler bringt seine Stärken ein.
Sie selbst waren mit sechs Treffern bester deutscher Feldtorschütze.
Es lief ganz gut, doch den einen oder anderen Wurf habe ich mir zu viel genommen.
Christian Prokop muss vor dem ersten EM-Spiel am 13. Januar gegen Montenegro noch vier Spieler aus dem aktuellen 20er-Kader streichen.
Darüber darf man als Spieler nicht groß nachdenken. Klar ist, dass sich bis auf die beiden Torhüter und unser Kapitän Uwe Gensheimer wohl keiner seiner Sache richtig sicher sein darf. Um die Entscheidung beneide ich den Bundestrainer nicht. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.
Was liegt bei der EM in Kroatien drin?

Vor zwei Jahren wäre man noch verurteilt worden, wenn man vom Titelgewinn gesprochen hätte. Aber jetzt sind wir reifer, erfahrener geworden, und als Titelverteidiger ist die Marschroute klar: Wir wollen ganz vorne landen. Wir sind heiß darauf, diesen Titel zu wiederholen. Dass dies wahnsinnig schwer wird, weiß jeder. Schon in der Vorrunde haben wir mit den Partien gegen Montenegro, Slowenien und Mazedonien drei heiße Auswärtsspiele. Doch wir sind gerüstet.

Info

Den letzten Härtetest vor dem EM bestreitet die deutsche Handball-Nationalmannschaft an diesem Sonntag (14 Uhr) in der ratiopharm-Arena in Neu-Ulm erneut gegen Island. Das Spiel ist ausverkauft. Es wird im livestream auf www.Sportdeutschland.TV übertragen.