Nachdem ein Kunde in einem Mars-Riegel auf ein scharfkantiges Plastikteil gestoßen ist, hat der Süßwarenhersteller eine groß angelegte Rückrufaktion gestartet. Die Kunden können betroffene Produkte im Supermarkt zurückgeben.

Korrespondenten: Klaus D. Oehler (kdo)

Frankfurt - Der Rückruf hat für Schlagzeilen gesorgt. Der Schokoriegel-Hersteller Mars hat am Dienstag bekannt gegeben, dass alle Schokoriegel der Marken Mars, Snickers und Milky Way Mini sowie Celebrations-Packungen aus den Regalen der Einzelhändler entfernt werden sollen, die ein Haltbarkeitsdatum zwischen dem 19. Juni 2016 und dem 8. Januar 2017 tragen. Der Grund dafür: In einem Riegel hatte ein Kunde ein Plastikteilchen entdeckt, das im schlimmsten Fall zu einer Erstickung hätte führen können.

 

Das Unternehmen reagierte sofort und startete eine Rückrufaktion in inzwischen 59 Ländern, um eben diesen schlimmsten möglichen Fall zu verhindern. Betroffene Kunden, die ihre Ware zurückgeben, will das Unternehmen nicht mit Bargeld, sondern mit eigenen Produkten entschädigen. „Die Verbraucher können aussuchen, welche unserer Produkte sie wollen, und sie bekommen natürlich auch noch etwas obendrauf“, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Viersen bei Düsseldorf. Die zurückgegebenen Produkte will der US-Konzern vernichten.

Gemischte Kundenreaktionen

Die Kundenreaktionen auf den Rückruf seien gemischt, meinte der Sprecher. Natürlich gebe es Kunden, die sauer seien, dass so etwas passieren könne. Doch gebe es auch sehr viele positive Reaktionen darauf, dass das Unternehmen trotz nur eines Vorfalls eine solche Rückrufaktion gestartet habe. „Wir haben bewusst einen sehr langen Produktionszeitraum gewählt, um sicherzustellen, dass alle möglicherweise betroffenen Produkte zurückgeholt werden. Daher können wir bekräftigen, dass keine anderen Mars-Produkte von diesem Rückruf betroffen sind“, betonte das Unternehmen.

Derweil hat Mars in den Niederlanden, wo die Riegel hergestellt werden, nach der gigantischen Rückrufaktion Fehler eingeräumt. Beim Austauschen einer Leitung sei ein Plastikdeckel in den Produktionsprozess gelangt, sagte der Direktor des Unternehmens, Jack Tabbers, dem niederländischen Radiosender BNR. „Das haben wir zu spät entdeckt.“ Das Plastikteil von etwa 15 Zentimeter Durchmesser sei zerkleinert worden. Die Fragmente hätten daher spitze Kanten. „Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich kleine Kinder verletzen oder sogar ersticken.“ Wie viel die Aktion das Unternehmen genau kosten wird, konnte der Direktor noch nicht sagen. „Die Kosten werden in die Millionen gehen. Aber die Sicherheit der Verbraucher ist zurzeit wichtiger.“ Erste Einzelhändler wie der Discounter Lidl und die SB-Warenhauskette Real betonten, Kunden könnten die in ihren Läden gekauften Produkte auch dort zurückgeben und erhielten selbstverständlich den Kaufpreis erstattet. Lidl kündigte an, betroffene Waren im Interesse der Kundenzufriedenheit auch ohne Vorlage des Kassenbons zurückzunehmen.

Es sei ein Rückruf mit einer außergewöhnlichen Dimension, erklärten Verbraucherschützer, auch wenn der genaue Umfang noch nicht fest steht. „Meiner persönlichen Meinung nach ist vielleicht die Angst des Mutterkonzerns vor möglichen Klagen in den USA ein Grund für den großen Rückruf“, sagte die Redakteurin eines Verbraucherschutzmagazins. Grundsätzlich aber sind solche Rückrufaktionen nichts Ungewöhnliches. Auch Autohersteller müssen Kunden hin und wieder wegen technischer Probleme in die Werkstätten rufen. Während jedoch die Autobauer in der Regel ihre Kunden direkt anschreiben können, ist das bei Lebensmitteln nicht ganz so einfach. Die Hersteller müssen dafür ihr Großhändlernetz einschalten um festzustellen, an welche Einzelhändler welche Produkte ausgeliefert wurden.

Website für Lebensmittelwarnungen

Bei großen Ketten wie Aldi und Rewe läuft der Rückruf über die Filialen. Vorsorglich habe man alle Regionalgesellschaften angewiesen, „die entsprechenden Artikel umgehend aus dem Verkauf zu nehmen“, teilte Aldi Süd in Mülheim auf Anfrage mit. Das Verfahren für Rückrufe ist standardisiert. „Der Hersteller muss alle Lieferungen zurückverfolgen und dafür Sorge tragen, dass die Produkte aus dem Verkehr gezogen werden“, so das Verbraucherministerium. Verbraucher können sich unter anderem über die Internetseite„lebensmittelwarnung.de“ darüber informieren, bei welchen Produkten aktuell Probleme vorliegen.

Rund 1500 Rückrufaktionen pro Jahr registrieren die zuständigen Behörden. Nicht in allen Fällen geht es dabei um akute Gesundheitsrisiken. Beinahe parallel zu Mars hat etwa auch die Bergader Privatkäserei eine bestimmte Käsesorte zurückgerufen, weil in einigen Proben Metallsplitter gefunden wurden. Und in einigen Proben von Sonnenblumenkernen der Marke „Edeka Bio“ wurden Salmonellen nachgewiesen.