Die Rückrufaktion für mit Tierfutter hergestelltes Hackfleisch aus Göppingen läuft auf Hochtouren. Die Dönerfabrik liegt derzeit auf Eis.

Göppingen - Die Geschichte klingt zunächst unappetitlicher, als sie in Wirklichkeit ist. Ein Hersteller von Dönerspießen aus dem Göppinger Teilort Ursenwang hat vom 3. Mai bis zum 13. September in der Produktion seiner Fleischmasse so genannten Möhrentrester beigemischt, insbesondere den Hackfleischspießen. Der Möhrentrester jedoch, die Masse, die beim beim Pressen von Karottensaft übrig bleibt, war als Futtermittel für Schweine, Pferde oder Kühe deklariert. Weil sie aus Tierfutter hergestellt sind, seien diese Dönerspieße als „nicht zum menschlichen Verzehr geeignet“ zu beurteilen. Das teilte die Firma vorige Woche in eigener Sache mit. Nachdem der Schmuh aufgeflogen war, hat die Firma sämtliche Chargen aus der fraglichen Zeit zurückgeordert. Vergammelt war aber nichts. Eine Gefährdung für die Gesundheit beim Verzehr der fraglichen Produkte habe für die Verbraucher nicht bestanden. Das bestätigt auch das Göppinger Amt für Verbraucherschutz.

 

Lieferungen ins halbe Land

Nun allerdings hat die Sache ein Nachspiel. Die Produktion in dem Ursenwanger Betrieb wurde gestoppt und liegt seither brach. Das Kühlhaus ist unter Verschluss. Die Rückrufaktion läuft und beschäftigt Behörden im gesamten Ländle. Tonnenweise werden aus Ursenwang nämlich Dönerbuden nicht nur im Landkreis oder in der gesamten Region, sondern beinahe in ganz Baden-Württemberg beliefert. Insgesamt sollen es rund 80 Betriebe in 20 Stadt- und Landkreisen sein, angefangen vom Alb-Donau-Kreis bis Karlsruhe und Baden-Baden, vom Bodensee über den Schwarzwald bis Tübingen und Heidenheim. Glücklich können sich demnach unter anderen Freiburger oder Heilbronner schätzen, wohin das Unternehmen offenbar keine geschäftlichen Beziehungen unterhielt.

„Die mit dem Tierfutter verunreinigten Waren laufen seither zurück und werden ordentlich beseitigt, unter anderem in der Tierkörperbeseitigungsanstalt in Süßen“, erklärt derweil Alexander Schulz-Wulkow, der stellvertretende Leiter des Amts für Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Göppinger Landratsamt.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Und während die Firma gestern noch damit rechnete, die Produktion heute wieder aufnehmen zu können, erteilt Schulz-Wulkow dem eine Absage. „Wir müssen jetzt das Unternehmen gründlich überprüfen und das braucht seine Zeit. Schließlich muss auch das Unternehmen noch Gelegenheit haben, schriftlich zu allem Stellung zu nehmen“, erklärt er.

Am Telefon gibt das Ursenwanger Unternehmen ohnehin keine Auskunft mehr. Dies Anweisung habe der Anwalt ausgeben, heißt es dort. Mittlerweile ermittelt nämlich auch die Ulmer Staatsanwaltschaft in dem Möhrendöner-Fall.

Unternehmer beruft sich auf Unwissenheit

Offenbar sollte der Möhrentrester dem Fleisch eine schönere dunklere Farbe geben. Das dies verboten ist, will der Unternehmer anderen Berichten zufolge nicht gewusst haben. Allerdings soll er rund eine Tonne der zweifelhaften Zutat direkt von einem Unternehmen bezogen haben, das ausdrücklich als Tierfutterhersteller firmiert.

„Möhrenhack an sich ist ja nicht von vornherein zu beanstanden“, erklärt Alexander Schulz-Wulkow. Allerdings nur, wenn er aus einem Betrieb stammt, der Lebensmittel herstellt und die Ware auch ausdrücklich als Lebensmittel deklariert sei. Einmal aus diesem Bereich ausgescherte Produkte, wie Reste der Saftherstellung, die als Tierfutter angeboten würden und für die andere Vorschriften gelten, könnten keinesfalls wieder umdeklariert werden, erklärt der Fachmann.

Was die tiefgekühlten Lagerbestände des Unternehmens angeht, die noch unter Verschluss sind, hat der Döner-Betrieb nun zwei Möglichkeiten. Er kann entweder gutachterlich nachweisen, dass diese von den Verunreinigungen nicht betroffen sind, oder er muss sie ebenfalls aus dem Verkehr ziehen.