Seehofer schmeißt alles hin. Die CSU ist vorübergehend kopflos in Berlin. Für die Kanzlerin mag das Grund zur klammheimlichen Freude sein. Doch sie hat diesen Konflikt noch nicht überstanden, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Nun wird die CSU zum Chaosfaktor der deutschen Politik. Nach stundenlangem Ringen um ihren Kurs im Asylstreit mit der CDU überstürzen sich die Ereignisse. Horst Seehofer soll am späten Sonntagabend seinen Rücktritt als Parteichef und Bundesinnenminister angeboten haben. Was ihn dazu bewogen haben mag, ist unklar. Für die eigene Partei ist der Coup ein Schlag in die Magengrube mitten im Wahlkampf. In der CDU, vor allem im Kanzleramt, würden viele einen solchen Schritt als Befreiungsschlag empfinden.

 

Ein kapitulierender Seehofer wäre für die Union insgesamt und auch für die CSU noch besser als ein kompletter Rückzug der bayerischen Minister aus der Regierung. Damit würde die CSU das Machtgefüge in der Republik ins Wanken bringen, sich selbst ins bundespolitische Abseits katapultieren und ihren Rang als letzte echte Volkspartei aufs Spiel setzen. Ein Abtritt Seehofers könnte aber einen Ausweg aus dem verfahrenen Konflikt um die Asylpolitik eröffnen. Zwischen ihm und der Kanzlerin ist das Tischtuch zerschnitten. Die beiden haben sich auseinander gelebt wie ein verkrachtes Ehepaar. Angela Merkel hätte ihren größten Provokateur politisch überlebt. Ob sie den Konflikt übersteht, ist fraglich. An der Eskalation ist sie nicht unbeteiligt. Für die Zustände, die den Streit befeuern, trägt sie die Verantwortung.